Glückshormon und Blasenschwäche

■ Tolle Funktionäre, tolle Spieler – HSV vorm Rückrundenstart gegen 1860 München optimistisch: „Holen morgen drei Punkte“

Volker Lange wirkte zornig: „Weil einer das Wasser nicht halten konnte“, sei vorzeitig durchgesickert, wer neuer Geschäftsführer des HSV werde, schimpfte der zweite Vorsitzende des HSV.

Aufgrund dieser indiskreten Blasenschwäche war es auf der gestrigen Pressekonferenz keine Überraschung mehr, daß mit Werner Hackmann ein Parteifreund des Sozialdemokraten Lange ab 1. März als kaufmännischer Leiter an der Rothenbaumchaussee anheuert. Hackmann konnte deshalb nur noch einmal betonen, „wie sehr ihn die neue Aufgabe reizt“.

Mit der Inthronisierung Hackmanns und der neuen Marketing-Leiterin Stephanie Krienke sind die strukturellen Maßnahmen bei den Rothosen erst einmal abgeschlossen. Auch im Bereich der sportlichen Leitung waren während der Winterpause Fakten geschaffen worden: Der Vertrag mit Trainer Felix Magath wurde frühzeitig bis 1999 verlängert.

Bis zur Jahrtausend-Wende hat Hackmann beim HSV unterschrieben. Bei einem Jahresumsatz von 55 Millionen Mark brauche man „im kaufmännischen Bereich eine echte Führungspersönlichkeit, eben Werner Hackmann“, erklärte Lange. Mit dem „Wunschkandidaten“ hat der gewiefte Taktiker schon einmal außerhalb der SPD zusammengearbeitet: Beide Ex-Innensenatoren betrieben gemeinsam eine Unternehmensberatung.

Auf Professionalisierungs-Kurs ist ab heute auch die Marketing-Abteilung. Dort nimmt die 31jährige Stephanie Krienke auf dem Stuhl von André M. Klöpper Platz. Der hatte sechs Jahre lang beim HSV gearbeitet und war im Januar fristlos gekündigt worden.

Rein sportlich hofft der HSV auf eine bessere Rückrunde. Vom Spielplan her wird dieses Unterfangen sogar begünstigt. Zehnmal dürfen Golz & Co. im heimischen Volksparkstadion auflaufen, das Lokalderby beim FC St. Pauli mit eingerechnet. Grund genug für Magath, zur großen Aufholjagd auf einen UEFA-Cup-Rang zu blasen.

Für die erste Etappe dieses Vorhabens steht morgen um 15.30 Uhr mit 1860 München „kein angenehmer Gegner“ bevor, so der Übungsleiter. Der Coach fürchtet mit Peter Nowak und Bernhard Winkler hauptsächlich die Offensivkräfte der Löwen. „Aber“, weiß der 43jährige, „die Münchner haben am Dienstag daheim gegen Zagreb verloren. Das nagt am Selbstvertrauen.“

Davon scheint der Tabellenelfte hingegen derzeit nur so zu strotzen. Der Grund kann nicht das eher dürftige 1:0 vom Sonntag gegen Hertha BSC sein. Offenbar hat die Sonne Floridas im Trainingslager die Glückshormon-Produktion der Verantwortlichen angeregt: „Wir holen am Sonnabend drei Punkte“, verkündete ein sichtlich euphorisiert wirkender Felix Magath. Matthias Greulich