Tostedter Jugendzentrum gekündigt

■ Autonomes „JUZ“ vor dem Aus: Kommen nun die Rechten?

Die Zukunft des selbstverwalteten Tostedter Jugendzentrums (JUZ) in der Nordheide ist ungewisser denn je. Wie am Mittwoch abend bekannt wurde, beschloß der Jugendausschuß der Samtgemeinde Tostedt, die Benutzerordnung für den linksorientierten Freizeittreff per sofort zu kündigen. Der amtierende Jugendrat, der das Zentrum ehrenamtlich leitet, wurde durch den Beschluß abgesetzt.

Auch die für die kommende Woche angekündigten Wahlen für einen neuen Jugendrat wurden abgesagt. Auf der KandidatInnenliste für das Mitverwaltungsgremium hatten sich auch vier ortsbekannte Skinheads aus dem Dunstkreis der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ aufstellen lassen (taz berichtete).

Wie es mit dem Jugendzentrum weitergeht, ist damit völlig ungewiß. Ein Arbeitskreis aus Behörden-Vertretern und Politikern aller Parteien soll nun über die Zukunft des umstrittenen Treffs beraten. Da auch der Streetworker Bernd Rutkowski – der einen hauptsächlich von rechtsradikalen Jugendlichen besuchten Treffpunkt leitet – dem Arbeitskreis angehört, befürchten die heutigen JUZ-BesucherInnen das Schlimmste. Ein Jugendratsmitglied befürchtet nun, daß das JUZ möglicherweise „zur Therapieeinrichtung für Rechtsradikale umfunktioniert“ werden soll.

Mit einem Freispruch endete unterdessen gestern der Prozeß gegen den 24jährigen Antifaschisten Arndt F. Der Beschuldigte wurde vom Tostedter Amtsgericht von dem Vorwurf freigesprochen, ein Mitglied der rechten Szene geohrfeigt und damit Körperverletzung begangen zu haben. Das angebliche Opfer hatte vor dem Gericht erhebliche Erinnerungslücken. Die befürchteten Auseinandersetzungen zwischen Skins und Antifa-Aktiven im Umfeld des Prozesses blieben aus. Marco Carini