Der Hort zieht in die Schule

■ Jugend- und Bildungsressorts: aus Schule „Lebensraum“ machen

Katja findet es überhaupt nicht blöd, nachmittags in ihrer Schule zu bleiben. „Montag haben wir Quasselgruppe, Dienstag kochen wir und so geht es weiter“, erzählt die Siebenjährige aus der zweiten Klasse der Grundschule Karl-Lerbs-Straße. Die Jungs spielen auch lieber auf dem Schulsportplatz Fußball als vor dem Kindertagesheim zu bolzen. Was Katja aus der „Villa Kunterbunt“ berichtet, klingt wie Hortbetreuung – und das ist es auch. Nur der Ort ist ungewöhnlich: Das Kindertagesheim Thedinghauser Straße hat einen Ableger seines Hortes in ehemaligen Klassenräumen der Grundschule eingerichtet.

Die Idee klingt einfach, ist aber verwaltungstechnisch ein echter Fortschritt: Denn Horte sind Sache der Jugendbehörde. Schulen unterstehen dem Bildungsressort. An der Karl-Lerbs-Straße arbeiten nun aber Lehrerinnen mit den beiden ErzieherInnen zusammen, die die Kinder bis 16 Uhr betreuen.

„Schließlich arbeiten sie alle am selben Kind“, sagte Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD), die gestern gemeinsam mit ihrer Jugend-Kollegin Tine Wischer (SPD) die „Villa Kunterbunt“ besichtigte.

Noch sind Fragen offen. Zum Beispiel: Ist der Schulhausmeister auch für den Hort zuständig? Aber solche Probleme löse man gemeinsam, hieß es. Zwei weitere „Schulhorte“ seien geplant, an neun Schulen hätten Elterninitiativen außerhalb der direkten kommunalen Kontrolle Betreuungsgruppen am Nachmittag eingerichtet.

Ursprünglich war die Idee für ein Modell-Projekt Schule/Hort vor anderthalb Jahren eher aus der Not geboren worden. Um den Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz umsetzen zu können, sollten Hort-Gruppen in freie Schulräume ausgelagert werden. Vom KTH Thedinghauser Straße wechselten 30 Ältere in den „Schulhort“, 20 Drei- bis Sechsjährige konnten untergebracht werden.

Aber auch pädagogische Argumente sprechen nach Ansicht der Initiatoren dafür, die Schule eng an den Hort anzubinden. „Wenn es Probleme mit einem Kind gibt, rede ich mal kurz mit der Lehrerin“, beschreibt Erzieherin Corina Reimann die Erfahrungen. Man könne auch gemeinsam Ausflüge machen und Feste feiern. Im Schul-Hort werde nicht nur Schule am Nachmittag fortgesetzt, wie es Skeptiker befürchtet hatten, weiß Schulleiterin Elke Jorek. Die Eltern schätzten das neue Angebot, weil es flexibler und mit weniger Wegen verbunden sei, so der Leiter des KTH, Michael Schmidt-Menge.

Für Bildungssenatorin Kahrs entspricht das Konzept genau dem Bild vom „Lebensraum Schule“, der mehr sei als die 45-minütigen Unterrichtsstunden. Darauf werde sich auch die Lehrerarbeitszeit einstellen müssen. jof