„Schön zu sein bedeutete alles“

Kim Novak war der letzte Hollywood-Star, der von einem Studio systematisch aufgebaut wurde. Dafür ließ Columbia-Boß Harry Cohn jeden ihrer Schritte bewachen. Eine Hommage  ■ Von Lars Penning

„You're not that beautiful! – So schön sind Sie gar nicht!“ Kirk Douglas' Bemerkung kommt ganz unvermittelt. Gerade erst hat er Kim Novak im Supermarkt kennengelernt, und über etwas Small talk ist man noch gar nicht hinausgekommen. Doch während Douglas ihr dann doch noch verfällt, zeigt sich Novaks Filmgatte ihren Reizen gegenüber völlig unempfänglich: Er liest lieber in der Zeitung. Zu allem Überfluß zeigt Regisseur Richard Quine seine damalige Lebenspartnerin dann auch noch mit Lockenwicklern im Haar beim Geschirrspülen.

„Strangers When We Meet“ (1960) mutet wie ein absurder Kommentar zum bisherigen Verlauf der Karriere Kim Novaks an. In einem guten Dutzend Filme hatte sie sich zuvor genau das Gegenteil anhören müssen: „Wenigstens nicht häßlich“, befindet etwa die Schauspiellehrerin der „Jeanne Eagles“ (1957). In „Middle of the Night“ (1959) pfeifen ihr die Männer nach; in „Vertigo“ (1958) wird sie sogar zum Objekt einer fetischistischen Liebe.

Gemeinsam ist den von Novak verkörperten Charakteren, daß sie die Schönheit satt haben: Sie wollen um ihrer selbst willen geliebt werden. Letzlich gelingt es auch Richard Quine in „Strangers when we meet“ nicht, diese Botschaft ernsthaft zu vermitteln: Kim Novak sieht trotz Lockenwicklern einfach atemberaubend aus.

In Erinnerung bleibt: Kim, wie sie einen Einkaufswagen schiebt; Kim, wie sie im Martini rührt; Kim, wie sie nach vollzogenem Liebesakt die Ohrclips ansteckt. Zum Nachdenken legt sie sich am liebsten auf den Bauch – das erscheint zwar unbequem, sieht jedoch äußerst fotogen aus.

François Trauffaut hat in einem Anfall überschwenglicher Begeisterung für die Schauspielerin Jean Seberg einmal geschrieben, daß die Arbeit des Regisseurs darin bestehe, „hübsche Frauen hübsche Dinge machen zu lassen“. Richard Quines Arbeit mit Novak – immerhin vier Filme in sieben Jahren – scheint diese These bestätigen zu wollen.

Die zeitgenössische amerikanische Kritik konnte diesem Kino der Oberflächenreize jedoch nur wenig abgewinnen. Nach anfänglichem Wohlwollen hatte man sich schnell auf Novak eingeschossen, die Begriffe „blaß“ und „fehlbesetzt“ gehörten zum Standardrepertoire der Filmjournalisten. Die Boshaftigkeit kulminierte schließlich in einer Kritik Bosley Crowthers zu „The Notorious Landlady“ (1962) in der New York Times: „Miss Novak gehört zu jenen Darstellerinnen, die bereits so viele schmutzige Leichentücher über guten Filmen ausgebreitet haben, daß man erschauert, wenn man ihren Namen in der Besetzungsliste liest.“

Aller Kritik zum Trotz wurde Novak vom Publikum geliebt: Im Jahre 1956 war sie der „box- office“-Hit schlechthin. Doch ihre Rollenwahl – sofern sie darauf überhaupt Einfluß nehmen konnte – zeigt, daß sie sich allein mit der Rolle als Star nicht zufriedengab. Sie wollte als dramatische Schauspielerin anerkannt werden – eine interessante Parallele zu ihren Filmcharakteren, die nicht nur wegen ihrer Schönheit geliebt sein wollen.

Doch das Dramatische war Kim Novaks Sache nicht; Filme wie „Jeanne Egales“ oder „Of Human Bondage“ (1964) führen die Schauspielerin mit all ihren Schwächen vor. Die größte Wirkung erreichte sie, wenn sie bis zur völligen Ausdruckslosigkeit zurückgenommen wurde.

Dann umgab sie eine geheimnisvolle Aura, und ihr selbstverlorener Blick ließ Spielraum für die Wünsche und Träume ihres Publikums.

Kim Novak ist stets eine äußerst unsichere Schauspielerin geblieben: Ihre Blicke gehen oft ins Nichts, und mit ihren Händen weiß sie nur wenig anzufangen. „Vor der Kamera war sie extrem nervös“, berichtete Otto Preminger, der Novak 1955 für „Der Mann mit dem goldenen Arm“ engagierte. Preminger vermochte das Defizit seiner Schauspielerin allerdings in einen Vorteil umzumünzen: Novaks Unsicherheit und Verletzlichkeit trägt in starkem Maße zur Glaubwürdigkeit ihrer Rolle als Animiermädchen Molly bei, das sich nach einem bürgerlichen Leben sehnt – und sich lange Zeit nicht zwischen einem Trinker und einem Drogensüchtigen entscheiden kann.

Einen ersten Kontakt mit dem Showbusineß hatte die am 13. Februar 1933 in Chicago geborene Marilyn Pauline Novak im Alter von zwölf Jahren, als sie in einer lokalen Radioserie mitwirkte und als jugendliches Mannequin für Teenagermode in Erscheinung trat. Nach Beendigung ihrer Schulzeit belegt Novak am College Kurse in Psychologie und „dramatic arts“, nach eigener Aussage jedoch ohne Ambitionen oder größeres Interesse. Ihren Lebensunterhalt soll sie sich in jenen Jahren als Verkäuferin, Fahrstuhlführerin und zahnärztliche Sprechstundenhilfe verdient haben. Den College-Abschluß in der Tasche, strebte Novak zunächst eine professionelle Modekarriere an. Als „Miss Deep Freeze“ führte sie 1953 auf einer Werbetournee für den Küchengerätehersteller „Thor“ Kühlschränke vor. Nach Abschluß der Tour landete Novak in Los Angeles, wo sie weitere Aufträge als Model erhielt.

Kurz darauf gelang ihr der Sprung zum Film: In dem RKO- Musical „The French Line“ (1954) ist sie in einer Musiknummer kurz – aber immerhin in Großaufnahme – als „Chorus girl“ zu sehen. Wie sich Novak später erinnerte, schlug ihr der Choreograph Billy Daniel vor, eine Karriere beim Film ernsthaft ins Auge zu fassen: „Er sagte mir: ,Du bist anders.‘ Nicht besser, sondern anders. Ich kannte die damaligen Grenzen meiner Schauspielkunst genau. Ich konnte anmutig eine Kühlschranktür öffnen, und das war's auch schon.“ Glücklicherweise hatte Novaks nächstes Engagement bei „Son of Sinbad“ (1954/55) nichts mit Küchengerätschaften zu tun, doch bot ihr die kleine Rolle als eine Haremsdame unter vielen auch keine Möglichkeit zur Profilierung.

Nach ihren Verpflichtungen bei RKO fing Novak mit Probeaufnahmen für Columbia noch einmal von vorn an. Den Screen-Test, in dem sie eine kleine Szene aus dem Stück „The Moon Is Blue“ spielte, kommentierte Novak später folgendermaßen: „Ich wußte weder, wer ich war, noch was ich tun sollte. Ich war einfach furchtbar.“ Zu ihrem Glück drehte der junge Vertragsregisseur Richard Quine mit ihr noch einen zweiten Text, in dem sie ein für den Film „Affair in Trinidad“ gefertigtes Kleid von Rita Hayworth trug.

„Das Schauspielen wird sie niemals lernen, doch sie hat die Qualitäten eines Stars“, befand der Casting Director Max Arnow nach Ansicht dieser Probeaufnahme. Auch Studioboß Harry Cohn wurde überzeugt und Novak auf die Gehaltsliste der Columbia gesetzt.

Weiblicher Glamour- und Sexstar der Columbia war in jenen Tagen Rita Hayworth, die sich jedoch zunehmend gegen die einsamen Entscheidungen des tyrannischen Harry Cohn zu wehren begann. Ein Aufsatz in der Filmkritik vom Juni 1980 zitiert einen Playboy-Artikel von 1959, dem zufolge Cohn nach einem Streit mit Hayworth gesagt haben soll: „Also haben wir keine Tante mit großen Titten mehr im Stall, na und? Wir haben keinen Star? Dann machen wir eben einen!“

Und so geriet das gerade erst engagierte Starlet Marilyn Novak in die Maschinerie der Columbia: Die Zähne wurden gerichtet, die Haare gefärbt („The Lavender Blonde“ und der Vorname wurde geändert – den ursprünglichen Vorschlag „Kit Marlowe“ konnte sie gerade noch verhindern. Das Studio schickte Glamourfotos an die Fanmagazine und Klatschpostillen; auf diese Weise wurde Kim Novak bekannt, noch ehe sie überhaupt einen Film für die Columbia gedreht hatte. Einen ähnlich erfolgreichen Werberummel hatte Howard Hughes in den vierziger Jahren für Jane Russell inszeniert – daß Kim Novak ihr Filmdebüt ausgerechnet in dem Russell-Film „The Frenche Line“ gegeben hatte, mag man als Ironie der Filmgeschichte verzeichnen.

Auf einem Kalenderblatt von 1957 analysiert ein anonymer Autor die Berechnungen der Columbia-Buchhalter recht zutreffend: „Sie [Novak; Anm. d. A.] ist geradezu der Prototyp des mit Witz, Geld und suggestiven Werbeparolen lancierten Schauspielers, in dessen Aufbau man bewußt und großzügig Kapital investiert, das sich erst später amortiseren und verzinsen läßt.“

Daß Harry Cohn bis in ihr Privat- und Liebesleben hineinregierte, war der Preis, den Novak für den schnellen Aufstieg zum Star zu zahlen hatte. Die Columbia bestimmte, wann, wo und mit wem sie sich aus Gründen der Publicity sehen lassen mußte. Eine Zeitlang ließ Cohn jeden ihrer Schritte überwachen, sperrte sie gar auf dem Studiogelände der Columbia ein. Außerdem beendete er später eine Affäre Novaks mit dem schwarzen Entertainer Sammy Davis jr. – aus Angst, daß intolerante Reaktionen des Publikums ihre Karriere ruinieren könnten. Ein vor der Columbia engagierter „Aufpasser“ wurde der Öffentlichkeit derweil als Verlobter, dem sie „seit dem siebzehnten Lebensjahr die Treue halte“, vorgestellt.

Novak nannte Harry Cohn in späteren Interviews Harry Cohn „den Hitler der Columbia“. In einem Interview, das Gerd Midding 1991 für die taz mit ihr führte, erzählt sie jedoch auch: „Ich kam aus einer sehr strengen Familie. Deswegen fiel es mir einigermaßen leicht, mich in die Regeln zu fügen, die bei Columbia herrschten. [...] Mein Vater verlangte fortwährend bestimmte Verhaltensweisen von mir. Und ich hatte das Gefühl, seinen Ansprüchen niemals wirklich zu genügen.“

Novaks Kapital war zunächst einmal ihr gutes Aussehen, darauf setzte auch das Studio alle Hoffnungen. Unter dem Motto „Star von morgen – Kim mit den Kurven“ stellte Columbia Kim Novak bei einem Galadiner der in- und ausländischen Presse vor. Die Kritiker zogen Vergleiche von der Monroe über Jean Harlow bis zu Grace Kelly – ein sicheres Zeichen dafür, daß Novak damals noch kein festgelegtes Image besaß.

Auch bei der Columbia hatte man offenbar noch keine feste Vorstellung, was mit ihr anzufangen sei. In den folgenden Jahren spielte sie unter anderem: Vamps, die Unschuld vom Lande, ein Animiermädchen mit goldenem Herzen, eine junge Dame der feinen Gesellschaft und eine Rummelplatztänzerin, die zum Broadway- Star aufsteigt. Erstaunlich ist vor allem, wie unsicher und verletzlich das „Sexsymbol“ in allen diesen Rollen immer wieder wirkt.

Doch zunächst einmal wurde Novak nach drei Monaten intensivem Schauspielunterricht dem Regisseur ihrer Probeaufnahme, Richard Quine, für ihre erste Hauptrolle in „Pushover“ (1954) anvertraut: In der Hoffnung, einen flüchtigen Bankräuber zu fassen, beobachten zwei Polizisten per Fernglas die Wohnung eines Gangsterliebchens (Novak). Doch während sich der eine in Novak verliebt, die ihn zu kriminellen Aktivitäten verleitet, läßt der andere seine Blicke lieber in die Wohnung nebenan abschweifen. Dort gibt es Dorothy Malone zu sehen.

In der Verfilmung von William Inges Broadway-Hit „Picnic“ (1955) konnte Novak erstmals etwas von ihrer eigenen Persönlichkeit einbringen. Als Madge – das hübscheste Mädchen einer Kleinstadt in Kansas – wird sie von ihren Mitmenschen wie ein schöner, aber seelenloser Gegenstand behandelt: Ihrem reichen Verlobten dient sie als Renommierobjekt; auf einem Stadtfest wird sie als Schönheitskönigin herumgereicht. „Sie ist ja so dumm!“ sagt ihre Schwester, eine kleine Intellektuelle, einmal über Madge. „Picnic“ erzählt die Geschichte ihrer Emanzipation: Am Ende wird Madge zum ersten Mal in ihrem Leben ihren eigenen Kopf durchsetzen und einem abgebrannten Herumtreiber, in den sie sich verliebt hat, in die große Stadt folgen.

In seiner Autobiographie erinnert sich Regisseur Joshua Logan an sein erstes Zusammentreffen mit Novak: „Während ich mit ihr sprach, fiel mir auf, daß sie innerlich sehr nahe an die Rolle der Madge war. Als sie mir erzählte, daß sie in ihrer Familie als die Hübsche und ihre Schwester als die Intelligente galt, ging mir auf, daß Kim tatsächlich ihr ganzes Leben in der Rolle der Madge gelebt hatte.“

„Jeanne Eagles“, die Biographie einer berühmtem amerikanischen Schauspielerin („based on fact and fiction“), war der erste Film, den sie als Star ganz allein tragen mußte. 1957 erntete „Jeanne Eagles“ furchtbare Verrisse, und auch im Lauf der Zeit haben sich nicht eben viele Bewunderer gefunden. Dabei besitzt die erste Hälfte des Films – Jeannes Aufstieg von einer Jahrmarkttänzerin zum Broadway-Star – durchaus Schwung und Witz mit einer durchtriebenen, aber charmanten Novak. Die Darstellung von Eagles' Abstieg – inklusive Größenwahns, Alkohol- und Drogensucht sowie frühen Tods – gehört allerdings nicht unbedingt zu ihren stärksten Leistungen.

„Plötzlich verfällt sie in Schweigen. Ein Schleier legt sich über ihre Augen, und sie werden ausdruckslos. Sie ist irgendwo anders, weit weg...“ Was klingt wie eine Beschreibung von Kim Novaks Schauspielstil, entstammt tatsächlich einem Dialog, in dem der reiche Gavin Elster in „Vertigo“ den Zustand seiner Frau Madeleine schildert. Zur Quasi-Doppelrolle als Madeleine/ Judy in Alfred Hitchcocks erotischem Meisterwerk kam Kim Novak nur, weil die ursprünglich eingeplante Vera Miles schwanger wurde. Und obwohl Novak die für Miles entworfenen Kostüme und Frisuren tragen mußte, ist sie doch aus „Vertigo“ nicht mehr wegzudenken.

Die Einführung ihrer Figur ist amtemberaubend: Nachdem der ehemalige Polizist „Scottie“ Ferguson (James Stewart) den Auftrag, Elsters Frau zu beschatten, eigentlich schon abgelehnt hat, wird er von Elster gebeten, sich Madeleine doch wenigstens einmal heimlich anzuschauen.

Zunächst verbindet eine halbkreisartige Kamerafahrt durch ein ganzes Restaurant den an der Bar sitzenden Ferguson mit Madeleine an ihrem Tisch, dann wird die Beziehung durch eine Blickachse intensiviert. Als Madeleine mit Elster das Lokal verläßt, bleibt sie direkt neben Ferguson stehen, eine phantastische Großaufnahme zeigt sie im Profil. Buchstäblich rückt sie sich für Ferguson ins recht Licht – der weitere Verlauf der Geschichte wird es verdeutlichen. Müßig zu erwähnen, daß Ferguson ihr von diesem Moment an verfallen ist.

Als Madeleine trägt Novak die blonden Haare in eine strenge Frisur hochgesteckt, ihre Augenbrauen sind stark betont, das Gesicht wirkt wie eine Maske. Um das „kühle“ Image von Novak nicht zu zerstören, schnitt Hitchcock in den gefühlsbetonten Momenten – etwa wenn sie Ferguson am Meer von ihrem immer wiederkehrenden Traum erzählt – von ihr weg, um Stewarts Reaktionen zu zeigen.

Ihre Judy dann ein krasser Gegensatz: Da sieht Novak mit großen Ohrringen, dunklen Haaren und viel Rouge ein wenig aus wie eine Zigeunerin im Karneval.

Wollte man die Handlung von „Vertigo“ nacherzählen, vermutlich würde man mit „Die Geschichte eines Mannes“ beginnen. Schildert man den Plot hingegen aus der Sicht der Frau, ergibt sich ein typischer Kim-Novak-Film: Judy möchte um ihrer selbst willen geliebt werden, doch Ferguson liebt nur die schöne Illusion der vermeintlich toten Madeleine. Und als Judy sich ihm zuliebe wieder in Madeleine verwandeln läßt, ist es mit der Liebe vorbei.

François Truffaut war in seinen Gesprächen mit Hitchcock voll des Lobes für Kim Novak: „Sie entspricht der Rolle ganz und gar, vor allem hat sie etwas Passives und auch Animalisches. [...] Man sieht auf der Leinwand nicht alle Tage eine so sensuelle amerikanische Schauspielerin.“

In den Jahren 1958 bis 1960 befand sich Novaks Karriere auf dem Höhepunkt. Nie sah sie verführerischer aus denn als barfüßige Hexe in „Bell, Book and Candle“ (1958), eingefangen in ihrer ganzen Schönheit von der exquisiten Farbkamera James Wong Howes. Auch „Middle of the Night“ profitiert von ausgezeichneter Kameraarbeit (Joseph Brun), allerdings stiehlt Fredrick March Novak in dem Drama nach einem Theaterstück von Paddy Chayefsky ein wenig die Show.

Nach „Strangers When We Meet“ (1960) war der Zenit überschritten: Mit dem Untergang des alten Studiosystems gab es auch für den letzten fabrikmäßig verfertigten Star bald kaum mehr interessante Rollen. Novak nahm Abschied vom Film. In dem taz-Interview von 1991 erklärte sie: „Ich glaube, meine Entscheidung wurde auch von Marilyn Monroes Tod beeinflußt. In ihrem Fall war das glamouröse Image aus den Fünfzigern eine richtige Falle geworden: Schön zu sein bedeutete alles. Das ist doch ziemlich furchterregend, nicht wahr: Wie lange kann man noch glamourös aussehen?“

Was noch zu erwähnen bleibt: ihre Kostümentwürfe für „The Notorious Landlady“ und „Boy's Night Out“ (1962), die Gründung einer eigenen Produktionsfirma namens „Kimco“. Trotz ihres Abschieds arbeitete Novak gelegentlich noch für Film und Fernsehen. Zuletzt sah man sie in Mike Figgis' „Liebestraum“ (1991) als sterbenskranke Frau. Vor allem aber hat sie, so man den Berichten glauben schenken darf, zu einem glücklichen Privatleben gefunden, gemeinsam mit ihrem Ehemann, einem Tierarzt, und mit vielen Tieren.

Begleitend zur Hommage an Kim Novak, die im Astor und im Zeughauskino läuft, ist im Jovis Verlag ein Buch erschienen:

Rolf Aurich (Red.): „Kim Novak“. Mit Beiträgen von Brigitte Desalm, Gerhard Midding, Fritz Göttler u.a.; 96 Seiten, 24,95 DM