■ Soundcheck
: The Cramps / Marky Marks und Price Ital Joe

Gehört: The Cramps. Am Ende war der Lärm. Wie gehabt, gepaart mit Lux Interiors exzessivem Geschlechtsteilezeigen und Mikrofellatio. Irgendwie war das nicht sonderlich mitreissend. Wer seit nahezu 20 Jahren seine Bahnen durch das Rock'n'Roll-Universum zieht, wird wohl irgendwann müde. Und wenn nicht die Protagonisten, dann sicher das Publikum. Trotzdem war die Große Freiheit gut gefüllt, nicht zuletzt, weil die Cramps langsam zu dem werden, was sie in ihrer bisherigen Karriere zu imitieren gewußt haben: Ein echtes Trash-Ereignis. Den beiden scheint es gleichgültig zu sein, die Maschine funktioniert wie immer, nur das Ergebnis wandelt sich mit der Zeit immer mehr Richtung skurriles Fossil. Aber solange die Cramps noch immer die Cramps spielen, lohnt ein Konzert.

up/FotoJMS

Gehört: Marky Mark und Prince Ital Joe. Zweimal am Tag trainiert sich Marky Mark den Arsch ab. Seine Unterwäsche machte ihn berühmt, seine Dummseppel-Sprüche berüchtigt. Im CCH legte er eine Show hin, die viele Namen verdiente. Marky Mark scharwenzelte über die Bühne wie der Nummern-Boy beim Wrestling-Kampf oder verwandelte sich in die HipHop-Ausgabe von David Hasselhoff. Sein Partner Prince Ital Joe verkörperte die Gutheit von „Der Mann aus den Bergen“ und den Ernst des großen Dramas. In Verbindung mit ihren Schlager-Raps ergab das eine kaum für möglich gehaltene Rollenverteilung: Hamlet und He-Man bei der Basisarbeit – echt und gerecht.

Doch das Publikum hatte augenscheinlich mehr Spaß an der Veranstaltung als die Akteure. Fast kam der Eindruck auf, daß diese sich mit ähnlichen Problem plagen wie Dieter Bohlen: Es zählen nicht die guten oder die schlechten Kritiken sondern nur jene, in denen man nicht für voll genommen wird. Deshalb feiert man es,„united“ zu sein. Denn, und das lehrten uns die zwei, es braucht sehr viele, um nicht allein zu sein. 1500 Leute begingen diese Abschaffung des Alleinseins.

Kristof Schreuf