Polizisten als ganz einfache Kriminelle?

■ Staatsanwaltschaft in Schleswig-Holstein ermittelt wegen Serienverbrechen

Die Serie der Skandale um unsere „Freunde und Helfer“ reißt nicht ab. Die neuesten Gruselmeldungen über die Polizei kommen aus Schleswig-Holstein. Staatsanwälte und Landeskriminalamt (LKA) ermitteln gegen mindestens 15 Polizeibeamte aus dem nördlichsten Bundesland. In den Kieler Nachrichten ist sogar von 30 Beamten die Rede. Sie sollen nach Angaben der Staatsanwaltschaft Itzehoe zahlreiche Straftaten verübt haben: Diebstahl, Hehlerei, Betrug, Strafvereitelung, Vortäuschen von Straftaten und Verwahrungsbruch.

Seit Anfang des Jahres beschäftigen die mutmaßlichen Täter eine siebenköpfige Sonderermittlungsgruppe. Mehr kann das LKA in Kiel derzeit nicht zu Stand der Ermittlungen herausrücken. Doch womit die Ermittlungsarie begann, ist bekannt.

Auslöser der Affäre ist ein vom Landgericht Itzehoe unter anderem wegen Seriendiebstahls verurteilter Polizist, der den Behörden die Tips gegeben haben soll. Der Beamte wollte nicht als alleiniger Sündenbock dastehen. Er packte aus und belastete damit eine ganze Reihe ehemaliger Kollegen aus dem Raum Segeberg.

Das Sündenregister des Kronzeugen ist imposant. Die Itzehoer Richter hatten es im Juni 1994 als erwiesen angesehen, daß der 38jährige ehemalige Kriminalbeamte, der zuletzt in der gemütlichen Kreisstadt Bad Segeberg stationiert war, zwischen 1989 und 1993 in 75 Fällen Geld und Gegenstände im Wert von 1,3 Millionen Mark an sich gebracht habe. Dem Beamten wurden allein 54 Diebstähle nachgewiesen.

Zu der langen Liste der Vorwürfe zählten Einbrüche in Büroräume, bei denen er die Schlüssel benutzte, die ihm von Firmen zu Observationszwecken anvertraut waren. Auch hatte er Wertsachen verkauft, die ihm dienstlich anvertraut waren. Die Asservatenkammer der Polizei blieb ebenfalls nicht verschont. Mehrere seiner Beutezüge hatte der Familienvater sogar während seiner Dienstzeit gemacht. Der Mann, der chaotische Finanzverhältnisse als Grund angegeben und ein Geständnis abgelegt hatte, verbüßt derzeit in Lübeck eine fünfjährige Haftstrafe. taz