o.b. oder OB oder Olé?

Damit der Wahlkampf sauber und diskret abläuft: Was CDU-Plakate bedeuten, fragt sich  ■ Silke Mertins

In einem freien Wahlkampf in einem freien Land für eine freie Bürgerschaft dürfen Werbesprüche selbstverständlich frei abgeschrieben werden. Schon deshalb, damit man frei assoziieren kann. „Ich bin für Ole“, strahlen Ole-von-Beust-Fans derzeit auf CDU-Plakaten an jeder Straßenecke. Bei mir persönlich ist das anders: Ich bin für o.b. Damit der Wahlkampf sauber und diskret abläuft.

Man kann auch deshalb für o.b. sein, weil das Kürzel für Ole von Beust steht. Das „von“ wurde souverän weggelassen. Man ist ja schließlich Volkspartei. Es steht möglicherweise aber auch für OB: Oberbürgermeister, was praktisch soviel bedeutet wie Erster Bürgermeister und Oles Traumberuf ist.

Ich bin auch deshalb für o.b. oder OB oder Olé, weil es den Wahlkampf dort aufnimmt, wo er passiert, im Inneren des Körpers. Also im Herzen.

Für Freiheit, Unabhängigkeit und Leistungsfähigkeit auch während der kritischen Tage steht o.b. beziehungsweise Ole obendrein. Das bedeutet praktisch keine Lohnfortzahlung im Regelfall. Denn wer will bei einer kleinen Unpäßlichkeit denn gleich schlapp machen, nur weil eine Binde hier nicht mitspielt? Oder hier nicht taugt? Oder nicht läuft?

Wer bei o.b., beziehungsweise der CDU, gleich an die Verhinderung des freien Flusses, also gesellschaftlicher Verstopfung, denkt, verkennt die enorme Saugfähigkeit der zur Diskussion stehenden Produkte. Die Geschichte der Menstruation, beziehungsweise der CDU, ist eine Geschichte voller Widersprüche. Und nichts hat soviel zur Emanzipation der Frau beigetragen wie o.b., beziehungsweise OB oder Ole.

Deshalb möchte man laufen und sofort sein Kreuzchen an der richtigen Stelle loswerden. Denn wer A sagt, muß auch o.b. sagen. Oder CDU. Und wenn das so ist, kann die Schlußfolgerung nur eine sein: Ich bin für Ole. Damit es kein böses Erwachen gibt.