Cannabis macht schöner

■ Hanfkosmetik pflegt überempfindliche Haut und hilft bei Neurodermitis, denn Hanfsamenöl enthält wichtige ungesättigte Fettsäuren und stärkt das Immunsystem

Überzeugte Hanfanhänger brauchen auch bei der Körperpflege nicht auf ihren Stoff zu verzichten. Das herb riechende Hanfsamenöl hat vor zwei Jahren einen neuen Trend in der Naturkosmetik ausgelöst. Mittlerweile existieren im deutschsprachigen Raum mindestens fünf große Hersteller. Der hart umkämpfte Markt lockt darüber hinaus immer mehr Anbieter, neue Produkte zu entwickeln.

Einer der Hersteller ist Dr. Ulrich Wolfseher, Doktor der Physik. In den letzten zwei Jahren ist der Anteil der Hanfkosmetik an seinem Umsatz bereits auf 30 Prozent gestiegen. Er empfiehlt Hanfprodukte vor allem für Kunden mit überempfindlicher Haut und Neurodermitis. In Einzelfällen sollen schwere Neurodermitis-Erscheinungen bereits nach vier Wochen alleine durch die konsequente Anwendung von Hanfkosmetik verschwunden sein.

Hanfsamenöl ist als Ausgangsstoff für Kosmetikprodukte vor allem aus zwei Gründen besonders geeignet: „Es verfügt über ein Fettsäurespektrum, das durch seine Kombination an ungesättigten Fettsäuren leichter als andere Öle von der Haut aufgenommen wird“, sagt Bettina Rogge von HA Naturkosmetik in Hamburg. Und es enthält zwei Prozent Gamma-Linolen-Säure (GLA). „Diese Säure, ist auch in der Muttermilch enthalten und ist besonders wichtig für den Aufbau des menschlichen Immunsystems“, so Rogge. Ein neues Wundermittel also?

Wie bei allen Kosmetikprodukten lautet aber auch bei der Hanfkosmetik die Devise: Vertrauen ist gut, Kontrolle besser. Werden zweifelhafte Zusatzstoffe verwendet, kann auch Hanfkosmetik mehr Schaden als Nutzen anrichten. Zwar führen mittlerweile die meisten Hersteller alle Inhaltsstoffe nach ihrer Konzentration auf. Stefan Hofmann, Geschäftsführer der Berliner Hanfmarie kennt allerdings immer noch Anbieter, die sich nicht daran halten. Aber auch wenn ein Produkt vollständig deklariert ist: Ob sich hinter den Begriffen problematische Inhaltsstoffe verbergen, kann der Laie kaum entscheiden. Abhilfe schafft da eine Broschüre des Ökotest-Verlages, in der 1.900 kosmetische Substanzen aufgelistet und beurteilt werden. Sodium-Laureth-Sulfat gilt nach dieser Broschüre als genauso problematisch wie MIPA-Pareth-Sulfate. Beide Substanzen können Rückstände des Giftes Dioxan enthalten und wurden bis vor kurzem bei einer Pflegeserie gefunden. Wer jetzt nicht immer beim Einkauf nachschlagen will, sollte auf folgende Punkte achten: Erstens, wie werden die Produkte konserviert? Bei Ölen reicht häufig der Zusatz von Vitamin E oder ätherischen Ölen. Cremes und Shampoos sind schwieriger zu konservieren, auf natürliche Weise kann dies zum Beispiel durch Grapefruitkernextrakt erfolgen. Zweitens: Welche Tenside werden zur Reinigung verwendet? Hier sind Cocobetaine und besonders Alkylpoly- Glucoside empfehlenswert. Wobei für letztere ein erheblicher Preisaufschlag zu zahlen ist. Bei Cremes ist zu prüfen, welche Emulgatoren verwendet werden. Hier sind Cetearyl-Alkohole besonders gute pflanzliche Emulgatoren. Reine Naturkosmetik sollte darüber hinaus möglichst wenig synthetisch hergestellte Öle enthalten, die üblicherweise als Paraffine bezeichnet werden. Zwar haben synthetische Öle keine hautreizende Wirkung, können aber chemische Rückstände enthalten, die in höherer Konzentration die Poren verstopfen. Wo kann man Hanfkosmetik am besten kaufen? Das Hanfhaus bietet zwei Kosmetikserien an: Hanfhaus und Joint. Beide enthalten nur Inhaltsstoffe die von Ökotest empfohlen werden und deklarieren alle Inhaltsstoffe. 200 Milliliter Hanfshampoo erhält man hier ab 13 Mark. Chris Mangler vom Hanfhaus ist zufrieden mit der Nachfrage: Hanfkosmetik macht bereits ein knappes Viertel seines Umsatzes aus. In Naturkost- und Naturkosmetikläden ist Hanfkosmetik bis jetzt nur in Ausnahmefällen zu finden. Ronald Brauer vom Schöneberger Lebensbaum begründet das mit der „sehr verhaltenen“ Kundennachfrage. Trotzdem hat er seit Anfang des Jahres einige Produkte im Angebot. Die größte Auswahl in Berlin bietet Hanfmarie in Prenzlauer Berg. Angeboten werden fünf verschiedene Serien. Doch auch Stefan Hofmann ist mit der Nachfrage noch nicht zufrieden. „Die Kunden betrachten Hanfkosmetik eher als Gag. Viele kaufen sie zum Verschenken. Der feste Kundenstamm ist aber sehr klein.“ Die Marktentwicklung schätzt Stefan Hofmann durchaus positiv ein. Allerdings verzeichnet er eine „zunehmende Ellenbogenmentalität“ auf dem Hanfmarkt: „Es tauchen jetzt Trittbrettfahrer und Finanzhaie auf, die die Branche in Verruf bringen. Außerdem finden sich immer noch Hersteller, die ihre Kosmetikprodukte nicht vollständig deklarieren.“

Literatur: Öko-Test Verlag (Hrsg.): Ratgeber Kosmetik: Band 1-3, rororo-Verlag 1991 und Kosmetik von a–z, 1996, zu bestellen bei: Öko-Test-Leserservice, Postfach 900766, 60447 Frankfurt

Verbraucherzentrale Hamburg e.V. (Hrsg.): Kosmetikzutatenliste, zu bestellen unter der Tel.: 040/ 35001485. kv