Betr.: Bilder der Fotografin Nan Goldin

Die Bilder der 43jährigen Fotografin Nan Goldin – links ein in Berlin entstandenes Selbstportät von 1994 – sind ein steter Fluß unbarmherziger Erinnerungen, angelegt wie ein Tagebuch, das doch immer offen herumliegt, in Kneipen, Bars, oder Diskotheken. Goldin hat das Leben der Transvestiten und Junkies im New York der späten siebziger Jahre festgehalten. Nach dem Aufkommen von Aids ist daraus Trauerarbeit geworden, kaum einer der Protagonisten auf Goldins Bildern hat den Einbruch der Krankheit in die New Yorker Schwulen- und Junkieszene überlebt. Als Dokument einer Zeit, in der man sich die Devise vom „schnelleren Leben und früheren Sterben“ als Button ans Revers geheftet hatte, werden ihre Fotos inzwischen im Museum gewürdigt: Letztes Jahr hatte Nan Goldin eine Retrospektive im New Yorker Whitney Museums, die jetzt in Wolfsburg zu sehen ist (bis 4.5.). Die Fotografin stört der späte Ruhm nicht: Mittlerweile fotografiert Goldin lieber weitläufige, leere Landschaften, die mehr von Minimal art und den Gemälden Mark Rothkos inspiriert ist als von Techno-Clubs und Cyber-Parties. hf