■ Mit Analysemethoden auf du und du
: Wasser im Wein

Freiburg (taz) – Streckt man Wein mit Wasser, ist das wohl die einfachste und auch älteste Art der Weinfälschung. Dennoch war sie bislang besonders schwierig nachzuweisen. Eine neue Analysemethode verspricht jetzt aber Abhilfe.

Das von Hilmar Förstel am Forschungszentrum Jülich entwickelte Sauerstoff-Isotopen- Verfahren macht sich die Tatsache zunutze, daß Sauerstoff (chemisch: „O“) in der Natur mit drei verschiedenen Atomgewichten vorkommt. O16 – also mit einer Masse von 16 atomaren Gewichtseinheiten – ist dabei mit einem Anteil von 99,4 Prozent das mit Abstand häufigste Isotop. Die beiden anderen Sauerstoffarten O17 und O18 sind dagegen selten.

Bei Wein, der in südlichen Ländern angebaut wurde, findet man einen höheren Anteil von O18-Atomen als bei hiesigem Rebensaft, denn bei der Verdunstung unter der heißen Sonne verflüchtigt sich der leichte O16-Sauerstoff eher als das schwere O18-Isotop. Per Massenspektrogramm läßt sich so zum einen feststellen, aus welcher Region eine Weinprobe stammt, zum andern aber auch, ob sie künstlich verwässert wurde und damit der O16-Anteil durch Wasserzugabe wieder höher liegt.

Das Chemische Untersuchungsamt Trier hat die Technik für die Weinüberwachung entdeckt. Eine der ersten Anwendungen schlug dabei so hohe Wellen, daß jetzt der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg über die Zulässigkeit der Methode entscheiden muß.

Die Behörde hatte im Jahr 1991 bei der Trierer Sektkellerei Faber Proben von einem aus Italien angelieferten Wein genommen. Da Verdacht auf Verwässerung bestand, wurde das Sauerstoff-Isotopen-Verfahren angewandt. Der Verdacht bestätigte sich. Die Behörde vergällte deshalb den Wein und schickte ihn zurück nach Italien. Der Lieferant Celestini aus Barbiano zeigte sich empört, schließlich hatte er Zertifikate von italienischen Behörden vorlegen können, die besagten, daß der Wein in Ordnung sei.

Celestini zweifelte die Praxistauglichkeit des neuen Verfahrens an, das Datenbanken mit Tausenden von Weinsorten voraussetzt. Denn nur der Vergleich mit „authentischen Weinen“ aus derselben Region und demselben Jahrgang kann Weinpanscher überführen. Die Anwendung dieser vermeintlich unsicheren Methode sei, so Celestini, ein unzulässiges Handelshemmnis.

Mit einem Urteil des EuGH wird in den kommenden Monaten gerechnet. Die Chancen der italienischen Kellerei auf einen juristischen Erfolg verschlechtern sich allerdings massiv. Denn das Sauerstoff-Isotopen- Verfahren scheint sich weltweit durchzusetzen. So hat das internationale Weinamt, dem 45 Erzeuger- und Verbrauchernationen angehören, den Test im letzten November gebilligt. Christian Rath