Der Anwalt sagte nur ein Wort

■ „Mykonos“-Prozeß geht zu Ende. Rechtsanwalt hielt kein Plädoyer. Die Bundesanwaltschaft forderte „lebenslänglich“

Berlin (dpa) – Im „Mykonos“- Prozeß wurden gestern die Plädoyers gehalten. Dabei übte die Bundesanwaltschaft abermals scharfe Kritik an der iranischen Führung. Mit dem Versuch, den Zeugen und ehemaligen iranischen Geheimdienstmitarbeiter Abolghassem Mesbahi zu diskreditieren, habe Teheran den Prozeß massiv zu beeinflussen versucht, sagte Bundesanwalt Bruno Jost vor dem Berliner Kammergericht. Das Verfahren wegen des Mordes an vier kurdisch-iranischen Oppositionspolitikern im Berliner Restaurant „Mykonos“ im Jahre 1992 läuft seit mehr als drei Jahren.

Der 39jährige Mesbahi war als möglicher Zeuge von dem im französischen Exil lebenden iranischen Expräsidenten Abolhassan Bani- Sadr benannt worden, der 1996 selbst in dem Prozeß aussagte. Der ehemalige Geheimdienstler und Geheimdiplomat wurde daraufhin – aus Sicherheitsgründen zunächst anonym als „Quelle C“ – im Prozeß angehört. Mesbahi, der seine Identität später preisgab, machte wie Bani-Sadr die iranische Staatsspitze für die Morde verantwortlich. Detlev Kolloge, der Anwalt des mutmaßlichen Drahtziehers, des Iraners Kazem Darabi, sagte gestern nur ein Wort: „Freispruch“. Er verzichte auf Wunsch Darabis auf ein Plädoyer, die Rolle des Drahtziehers sehe man nicht als erwiesen an, sagte Kolloge.

Die Bundesanwaltschaft blieb bei ihren Strafanträgen vom vergangenen November. Sie hatte damals für Darabi und den mutmaßlichen libanesischen Todesschützen Abbas Rhayel lebenslange Haft gefordert. Sie sieht bei beiden eine besonders schwere Schuld. Bei einer Verurteilung zu lebenslanger Haft wäre ihre Entlassung nach 15 Jahren ausgeschlossen. Für die angeklagten Libanesen Atallah Ayad, Mohamed Atris und Youssef Amin hatte die Bundesanwaltschaft wegen Beihilfe Haftstrafen zwischen fünf und elf Jahren verlangt. Die Plädoyers mußten im November wegen zusätzlicher Beweisanträge der Verteidigung unterbrochen werden.