Keine Spenden für die Mahner

■ Katholische Bauern in Bayern wettern gegen katholische Hilfsorganisation „Misereor“ wegen Zukunftsstudie

Eichstätt (taz) – „Brich mit den Hungrigen dein Brot“ lautet das Motto der heute in der oberbayerischen Bischofsstadt Eichstätt eröffneten bundesweiten „Misereor“-Fastenaktion. Doch die katholische Hilfsorganisation sieht sich ausgerechnet in dieser Stadt mit strenggläubigem Ruf harscher Kritik ausgesetzt. Der Kreisobmann des Bauernverbands, Georg Schels, ruft zu einem Boykott von Misereor auf. Spenden sollten die Gläubigen statt dessen anderen kirchlichen Organisationen zukommen zu lassen, meint Schels.

Was den regionalen Bauernrepräsentanten so erbost, ist eine Studie, die Misereor zusammen mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beim Wuppertaler Institut für Klima, Umwelt und Energie in Auftrag gegeben hatte. Die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ aus dem Jahr 1995 fordert im Kern, den Energie- und Ressourcenverbrauch im Land bis zum Jahr 2050 zu vermindern. Nur so könne für zukünftige Generationen in Nord und Süd genug übrigbleiben. Daß sich Teile der Bauernschaft noch heute derart erregen, dafür sorgt zum einen die auf Seite 52 der Studie gemachte Feststellung: „Die Verschmutzung des Grundwassers geht vor allem auf die Stoffeinträge aus der Landwirtschaft (Nitrat, Pestizide) zurück.“ Auch fühlte sich Schels, gleichzeitig Vorsitzender des Tierzuchtverbands, dadurch attackiert, daß die Studie rät: „Insbesondere der überhöhte und dadurch in vielen Fällen gesundheitsschädliche Fleischkonsum wäre auf ein Viertel oder ein Fünftel zu reduzieren.“

Was den Kreisobmann dabei aus der Fassung bringt, ist, daß mit der Studie erstmals von einem kirchlichen Hilfswerk Ursache und Wirkung globaler Umweltprobleme beim Namen genannt werden und eine „grundlegende Neuorientierung der agrarpolitischen Rahmenbedingungen“ gefordert wird. Schels fragt sich, „woher Misereor das Recht nimmt, so mit unseren Bauern umzugehen“.

Die Kirche nimmt die Vorwürfe ernst. Die Diözese Eichstätt hat mittlerweile sogar ein Online-Forum ins Leben gerufen, auf dem öffentlich über die Frage diskutiert werden kann: „Sind wir Schuld am Hunger in der Welt?“ Die Internetadresse ist: http:/ www.ku-eichstaett.de/BISTUM/ thema/forum.htm.

Auf einem Treffen der LandwirtschaftsmeisterInnen aus dem Landkreis Eichstätt und der Stadt Ingolstadt am vergangenen Mittwoch bekam Schels dennoch Unterstützung für seine Äußerungen. Die Studie sei „viel zu kraß“, die Aussagen könnten so nicht stehenbleiben. Manuela Knipp-Dengler