Hamburgs erste Jugendhilfeeinrichtung: Das Abendroth-Haus

Das Abendroth-Haus wurde vor 175 Jahren als ein wichtiger Beitrag zur Sozialreform gegründet. Das nach seinem Initiator, dem späteren Hamburger Bürgermeister Amadeus Abendroth, benannte Haus war die erste Jugendhilfeeinrichtung in der Hansestadt.

Nach der Auflösung des alten Heimgebäudes 1993 unterhält die Stiftung jetzt mehrere Wohnungen in ganz Hamburg und ein Büro in Bramfeld. Die Betreuerinnen kümmern sich konzentriert um rund 60 Mädchen, junge Frauen und ihre Kinder. Dies geschieht in vielen kleinen Wohngemeinschaften, die auch unterschiedliche Betreuungsformen ermöglichen – teils rund um die Uhr, teils ambulant.

Im Durchschnitt bleiben die Mädchen etwa anderthalb Jahre im Abendroth-Haus, bis sich ihre Lebenssituation stabilisiert hat. „Wir erleben bei den jungen Frauen oft eine Wiederholung ihrer eigenen Geschichte“, sagt die Leiterin der Einrichtung, Gabriele Pape. Viele der jungen Mütter leben bereits in dritter Generation von der Sozialhilfe, kommen selbst aus unvollständigen Familien und waren bei ihrer Geburt nicht immer willkommen.

„Armut, Gewalterfahrungen und eine frühe Überforderung aufgrund der Verantwortung für die jüngeren Geschwister tauchen in den Biographien immer wieder auf“, hat Pape erfahren. Dennoch würden sich die jungen Mädchen bewußt für ein eigenes Kind entscheiden, um etwas ganz für sich allein zu haben und es besser zu machen als andere.

„Wir erleben oft, daß selbst die Vierzehnjährigen die Schwangerschaft so lange verschweigen, bis eine Abtreibung nicht mehr möglich ist.“ Für einige, sagt Gabriele Pape, sei die Mutterschaft auch ein Ausweg aus der Perspektivlosigkeit in der Schule und auf dem Arbeitsmarkt. lian