Die Spur der Blumen

■ „City Farmers“, ein Film der Regisseurin Meryl Joseph über Gemeinschaftsgärten in New York im Berliner Amerikahaus

Lilian Johnson lebt in einem Teil von New York, der zu den ärmsten der Stadt gehört: die Bronx. Sie steht auf einem verwahrlosten Grundstück und schimpft, eingerahmt von Autowracks, auf die Drogendealer, die hier herumlungern, und die Stadtverwaltung, die Jahre braucht, um den Dreck zu beseitigen.

Auf Arealen wie diesem entstanden Anfang der siebziger Jahre die ersten „Community Gardens“. Damals besetzten und begrünten Bewohner der umliegenden Häuser die urbanen Trümmergrundstücke, die sich in Dreiviertel der Fälle im Besitz der Stadt befinden. In ihrem Film „City Farmers: Survival in the Urban Landscape“ versucht die amerikanische Filmemacherin Meryl Joseph die Geschichte der inzwischen rund 750 Gemeinschaftsgärten in New York nachzuerzählen. Sie läßt dabei vor allem die freiwilligen Helfer zu Wort kommen. Dazwischen wandert die Kamera durch die Straßen New Yorks und zeigt die rauhe Umgebung, die die Gärten als Oasen erscheinen läßt.

Seit 1978 steht den Stadtgärtnern die Organisation „Green Thumb“ zur Seite. „Green Thumb“ hilft mit befristeten Pachtverträgen, kostenloser Beratung und Material. Für einen Antrag auf Unterstützung, erzählt die Direktorin von „Green Thumb“, Jane Weissman, genügt es, eine Gruppe von fünf Leuten zusammenzubekommen. Der Weg von mit Autowracks übersäten, bleiverseuchten Böden zu blühenden Sonnenblumen und saftigen Tomaten ist hart. Zuerst hätten Passanten sie für verrückt erklärt, erinnert sich Antonia Diaz. Manche Projekte sind denn auch auf der Strecke geblieben, aber immerhin seien über 200 älter als zehn Jahre, weiß Jane Weissman.

Das Engagement der „City Farmers“ hat auch ganz praktische Vorteile. Pro Jahr produzieren sie Lebensmittel im Wert von über einer Million Dollar. Außerdem schaffen die Gärten ein Stück neue Identität: Sie sind Zufluchtsort, eine Art Heimat.

Doch „City Farmers“, eine Mischung aus filmischem Essay und Dokumentation, verschweigt nicht die Kehrseite des freiwilligen Arbeitseinsatzes. Immer wieder läßt die Stadtverwaltung angelegte Gärten räumen. Wegen des dringenden Bedarfs an Wohnraum, sagt Jane Weissman. „City Farmers“ sind immer unterwegs – als Gärtner zu ihren Beeten und in ihren Gärten zu sich selbst. Was Joseph tut, ist, ihnen auf diesen Wegen mit der Kamera behutsam zu folgen. Karoline Noack/U.C.

Der Film wird noch einmal am 18.2. um 11.30 Uhr im Amerikahaus, Hardenbergstr. 22, gezeigt.