Unbeschreiblich weiblich

■ Wegen Frauen-Quorum: Die CDU auf der Suche nach jung-femininem Profil

Da saß sie nun, die junge Detektivin Bettina Pawlowski, und plauderte aus ihrem Arbeitsalltag: Wenn Männer plötzlich eine Diät machen oder sich ein neues Rasierwasser zulegen, dann sei – das zeigen ihre Erfahrungswerte – eine außereheliche Affäre nicht allzu unwahrscheinlich. Auch jede Menge neue Spitzenunterhöschen im Kleiderschrank der Ehefrau könnten ein Indiz für amouröse Abwege sein. Ganz schön schwierig sei es herauszufinden, in welche Wohnung der fremdgehende Gatte sich begeben hat. Da habe sie auch schon mal als Pizza-Service an der Tür geklingelt. Und einmal kaufte ihr der untreue Ehemann das italienische Fast-Food sogar ab.

Komisch fanden das nicht alle, die am Sonntag abend zum CDU-Wahlkampfauftakt nach Kampnagel gekommen waren. Denn die blonde Unterhosen-Jägerin aus Rahlstedt will als CDU-Kandidatin in die Bürgerschaft einziehen. Eigentlich hatten die Wahlkampfstrategen es für eine gute Idee gehalten, einmal ungewöhnlich für die CDU zu werben. In die „neue Talkshow mit Ole von Beust“, die junge WählerInnen ansprechen will, passe die Detektivin ganz gut rein, hoffte man. Hinterher waren die schlüpfrigen Geschichten vielen Christdemokraten doch etwas peinlich.

Das Dilemma der CDU ist weiblich: Die Bürgerschaftswahl ist die erste, die das auf dem vorigen CDU-Parteitag beschlossene Frauen-Quorum (ein Drittel) umsetzen muß. Mindestens 15 weibliche Abgeordnete müssen in die nächste Bürgerschaft einziehen; sechs waren es 1993. Zwar hat die Hamburger CDU mit 48 Prozent einen außergewöhnlichen hohen Frauenanteil unter den Mitgliedern. Doch nach geeigneten Kandidatinnen wird einerseits händeringend gesucht, während andererseits die christdemokratischen Männer um ihre Listenplätze bangen und das Quorum verfluchen.

Gleichzeitig setzt man auf einen Wahlkampf, der – maßgeschneidert auf den jugendlich daherkommenden Spitzenkandidaten Ole von Beust (41) – der CDU neue Wählerschichten erschließen soll. Locker, peppig und offensiv will die Kampagne sein, Pop-Einlage inklusive. Die Begeisterung für das neue Image hielt sich, zumindest am Sonntag, bei den CDU-StammwählerInnen noch in Grenzen.

Silke Mertins