Aus Wasser Geld machen

■ Die Bäder Betriebe marschieren Richtung Markt: Schwimmbaddienste sollen in Subunternehmen gebündelt werden. Verunsicherung bei den Arbeitnehmern

Schnittiger Profitcenter statt unbeweglicher Behörde: Die Berliner Bäder Betriebe (BBB) wollen Dienstleistungen rund ums Planschbecken zukünftig in Servicegesellschaften ausgliedern. Außerdem plant der Vorstand, technische Dienstleistungen in einer Planungs- und Entwicklungsgesellschaft zu bündeln.

Dies geht aus einem internen Papier der Bäderverwaltung für die Aufsichtsratssitzung am morgigen Mittwoch hervor. Doch ob der Aufsichtsrat das Rationalisierungsvorhaben einstimmig absegnen wird, ist noch fraglich – vor allem aus dem Arbeitnehmerlager formiert sich inzwischen Widerstand.

„Diese Schritte werden möglicherweise auf Kosten der Mitarbeiter gehen“, befürchtet Manfred Peschke, Vorsitzender des Personalrats. Der Vorstand stellt zwar neue, „attraktive Arbeitsplätze“ in Aussicht, wenn künftig die Bädergastronomie, Solarien, Reinigung und die Gästebetreuung in Subunternehmen betrieben werden.

Doch das Tarifgefüge des öffentlichen Dienstes fällt weg. „Die Rechte der Arbeitnehmer werden beschnitten“, befürchtet Peschke. Kündigungen wären dann leichter durchzusetzen. „Was passiert mit den Mitarbeitern?“ Das ist daher auch für Aufsichtsratsmitglied Klaus Ulbricht, SPD-Bürgermeister von Köpenick, die vordringlichste Frage. Nach Bedarf sollen die Servicegesellschaften auch in Joint-ventures mit anderen Firmen vermählt werden. Für die Schwimmbadtechnik peilt man bereits jetzt eine solche „Hochzeit“ an: Die neue Planungs- und Entwicklungsgesellschaft soll sich unter 50prozentiger Beteiligung der Hagener Firma Behrmann-Consult um Ingenieurleistungen und Bauvorhaben kümmern. Um die Gewinnchancen eines solchen Betriebs zu beurteilen, so Aufsichtsratsmitglied Klaus Ulbricht, müßte man jedoch zunächst die langfristigen Aussichten auf Fremdaufträge prüfen.

Nach Angaben des Bädervorstands liegen im Moment sechs Aufträge für kommunale Bäderneubauten in den neuen Bundesländern vor. Neue Schwimmbäder in Berlin jedoch stehen nach Aussage von Günter Kube, Vorstandsmitglied der BBV, nicht auf der Tagesordnung: „Uns fehlt das Geld. Einen Neubau könnte höchstens ein privater Investor finanzieren.“

Nach der verkorksten Freibadsaison im vergangenen Jahr müssen erst einmal die bestehenden Bäder gefüllt werden. Um die Kosten zu senken und die Attraktivität der Bäder zu steigern, setzen die Verantwortlichen der Berliner Bäder Betriebe auf „Synergieeffekte“ durch „Outsourcing“ und die Bündelung der Wasserdienste unter zentraler Steuerung. Vorstandsmitglied Günter Kube ist überzeugt, auf diesem Wege bald kostendeckend arbeiten zu können.

Von den 104,6 Millionen Mark Senatszuschüssen entfällt rund die Hälfte auf das Schulschwimmen. Dieser Betrag wird auch weiterhin von der öffentlichen Hand gedeckt. Den Rest will Kube durch die Rationalisierungsmaßnahmen, eine neue Preisstruktur und vor allem mit verschiedensten Leistungen ums Bad ausgleichen. Denn, so Kube: „Mit Wasser allein ist kein Geld zu verdienen.“ Klemens Vogel