Bei schönem Wetter

■ Sprints etwa nach Magdeburg: Sabus „D. A. N. G. A. N. Runner“ im Panorama

Ein ordentlicher Marathonlauf geht über 43 Kilometer, und er dauert etwa viereinhalb Stunden, wenn man denn Olympiasieger werden will. In „D.A.N.G.A.N. Runner“ von Sabu sind die Bedingungen ein wenig extremer: Seine drei Läufer sind doppelt so lang unterwegs und rennen dabei gleich zweimal so schnell. Das entspricht der vierfachen Leistung im Vergleich mit der sonst üblichen Tortur, oder – um den japanischen Irrsinn auf hiesige Verhältnisse zu übertragen — nach dem Frühstück sprintet der geübte Japaner schnell mal nach Magdeburg, und man fragt sich: Warum nimmt er nicht den Zug?

Natürlich stehen allerlei moralische Fragen hinter dem doch ein wenig stumpfen Rennen, das Sabu für seinen Film konstruiert hat. „D.A.N.G.A.N. Runner“ ist eine Parabel über den täglichen Kampf gegen das Scheitern und darüber, wie man in einer zugespitzten Situation am Ende glücklich werden kann. Aizawa wollte eine Bank ausrauben, hat aber statt dessen den Gemischtwarenhändler Yasuda angeschossen, vor dem er nun flüchtet. Yasuda wiederum wird von Takeda verfolgt, weil er dem Killer Geld für Drogen schuldet. So laufen sie bis in alle Ewigkeit, das Wetter ist schön, und irgendwann klingt auch ihr rhythmisches Atmen wie ein Teil der Natur.

Damit die Leibesübung nicht langweilig wird, blendet Sabu manchmal zurück in die Vergangenheit seiner drei Figuren. Schon damals gab es nur Verfehlungen: Aizawa war selbst als Aushilfskoch unnütz, Takeda wäre gern Rockstar geworden, und Yasuda hat versagt, als er seinen Boß vor einem Attentat beschützen sollte. Aus diesen mißratenen Lebensentwürfen entwickelt sich mit der Zeit so etwas wie Teamgeist.

Auch die Wahrnehmung der Außenwelt gleicht sich allmählich zwischen Jägern und Gejagten an, beim Laufen schauen sie kurz mal zu einer hübschen Frau herüber, und phantasieren dann eine Liebesnacht mit ihr zusammen, in wechselnden Stellungen, je nach Charakter. Nebenher geraten noch zwei verfeindete Yakuza- Gangs aneinander, das Drogendezernat von Tokio schaltet sich ein, und beim komplett durchgedrehten Showdown aller gegen alle kommen eine Menge Schußwaffen zum Einsatz.

Erst im Tod liegt die Erfüllung, so lautet der ein wenig aus der Mode gekommene Ehrenkodex japanischer Gangsterfilme, die in „D.A.N.G.A.N. Runner“ parodiert werden. Die Höllenqualen des Endlos-Marathons wären dann nur ein Vorspiel. Dafür hat Sabu ein ziemlich gutes Timing gefunden. Harald Fricke

„D.A.N.G.A.N. Runner“. Japan 1996. 82 Min. Regie: Sabu. Mit Tomoro Taguchi u.a.

Heute: 23.30 Atelier am Zoo; 19.2.:, 18.30 Filmpalast; 20.2.: 23 Uhr Filmpalast