Rache mit Senfsoße

Wenn der Partner fremdgeht: Kleiner Ratgeber für die wohlüberlegte Vergeltung  ■ Von Lisa Schönemann

Ein unüberlegter Racheakt kann teuer werden: Gestern verhandelte das Amtsgericht gegen eine 27jährige Sekretärin, die den Inhalt etlicher Senfgläser in der gemeinsamen Wohnung verteilte, nachdem sie ihren Freund in den Armen einer anderen Frau erwischt hatte. Als Austragungsort für das Liebesabenteuer hatte der wenig sensible Dummbeutel ausgerechnet das gemeinsam gezimmerte Holzbett gewählt. Braungelbe Wurfgeschosse zierten daraufhin Teppich und Tapeten der Behausung.

Die wilde Senfkunst war offenbar nicht jedermanns Sache. Der Lebensgefährte bezifferte den Schaden auf 20.000 Mark und erstattete Anzeige wegen Sachbeschädigung. Ob sie den Mostrich gewählt hat, weil sie ihn für ein elendes dummes Würstchen hielt, blieb ungeklärt. Auch würde es nach Schätzung der treffsicheren Senfaktionistin höchstens 2000 Mark kosten, die ursprüngliche Farbgebung in der Wohnung wiederherzustellen.

Amtsrichter Alexander Rudolph verwarnte die kreative Frau gestern und verhängte eine Geldstrafe von 3600 Mark auf Bewährung. Die muß von der kühnen Rächerin nur gezahlt werden, wenn sie nicht alsbald den Zweitausendmarksschaden begleicht.

Ein strafrechtlich nicht relevantes und kostenneutrales Vorgehen im Trennungsfall erscheint demnach ratsam. Den Übeltäter schlicht zu meucheln, kommt so wenig in Frage wie das Überrollen seines aus einem Kiesow-Baukasten zusammengesetzten Kadetts mittels einer Dampfwalze. Beides würde den Staatsanwalt auf den Plan rufen. Aus demselben Grunde sollte die Südseemuschelsammlung eines abtrünnigen Angebeteten nur im Notfall und im Schutze der Nacht zertrümmert werden. Ihn spät abends mittels eines Holzkeils in der Sauna einzuschließen, regt dagegen sicher ungemein zum Nachdenken an.

Ängstliche Seelen können sich vielleicht einen Trennungsratgeber unter das Kopfkissen legen. (Eleonore Höfner, Die Kunst der Ehezerrüttung, Rowohlt Hamburg). Die Lösung, seine Matratze wohngemeinschaftsöffentlich im fünften Stock aus dem Fenster zu werfen, ist nur zu empfehlen, wenn der Zorn zusätzliche Kräfte mobilisiert. Am meisten Vergnügen dürfte es bereiten, beim Auszug leise „Servus“ zu sagen und frische Krabbenschalen unauffällig hinter der Heizung zu drapieren. Rächen will halt gelernt sein.