Luftkurort Woltmershausen?

■ Jahresbericht der Umweltbehörde ergibt „gute“ Bremer Luftqualität / WoltmershauserInnen fordern statt Einsparungen weitere Luftmessungen

„Von der Luft her könnte Bremen Luftkurort werden“. Mit diesen Worten erntete Adelheid Hirsch, Fachfrau für Immissionsschutz bei der Umweltbehörde, Montag abend Gelächter. Rund 35 ZuschauerInnen samt Woltmershauser Beirat wollten sich über diese Ergebnisse des Jahresberichts '95 über Immissionsmessungen ausschütten. Schließlich hatten Ergebnisse von Abgasmessungen in der Neustadt die Bevölkerung links der Weser in der Vergangenheit wiederholt alarmiert. Die am Montag vorgestellte „positive“ Schadstoffbilanz der Luft, wollte hier – insbesondere bei gestiegenem Verkehrsaufkommen – niemand glauben, zumal Adelheid Hirsch keine auf Woltmershausen bezogenen Daten präsentierte.

Die Abgaswerte für Gesamt-Bremen liegen nach den neuesten Messungen der Umweltbehörde deutlich unter den EU-Grenzwerten. Schwefeldioxid und Schwefelstaub liegen rund 90 Prozent unter dem EU-Höchstwert; auch der Kohlenmonoxid-Gehalt halte sich mit 75 Prozent unter dem EU-Grenzwert „sehr gut“. Lediglich die Stickstoffdioxid-Anteile in der Bremer Luft seien relativ hoch, bewegten sich aber deutlich unter dem EU-Grenzwert, erklärte Hirsch. Weil für Ozon keine einheitlichen EU-Grenzwerte existieren, sei die Luftqualität in Bremen, einschließlich der Neustadt und Woltmershausen, insgesamt „nicht schlecht“. Die Folge: „Die Luftsituation ist so gut, daß man für weitere Untersuchungen kein Geld verlangen kann“, so Hirsch. Daß wegen Haushaltskürzungen sogar noch Meßstellen wegfallen sollen, empörte dagegen Mitglieder der „Bürgerinitiative gegen die Vergrößerung des Güterverkehrszentrums (GVZ)“: „Hier werden die Luftwerte doch nur schöngeredet“, so Heidi Topf. „Daß die Grenzwerte nicht überschritten werden, ist doch kein Grund zum Feiern. Weniger Belastung, als höchstens erlaubt, ist immer noch Belastung.“ Der Ausbau des GVZ und der geplante Bau der A 281 verschärfe die Situation ausgerechnet in den ohnehin belasteten Stadtteilen Rablinghausen und Woltmershausen.

Schützenhilfe im Luftkrieg bekommt die BI auch vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Dessen Verkehrsexperte Peter Müller kritisierte die EU-Grenzwerte. „Die Richtwerte, die hier zugrundegelegt werden, sind an der Politik, nicht an der Gesundheit orientiert“. Durch den Bau der A 281 entstehe eine neue Emmissionskette nahe an Wohngebieten, die die aktuellen Werte noch erhöhen wird, fürchtet Müller. Um diese nachweisen zu können, seien feste Meßstationen in Woltmershausen wichtig.

sk