Schwer authentisch

■ Hannah Weyers „Arresting Gena“ im Panorama

Man hört den Namen, und findet es gut. Summer Phoenix ist die Schwester von River, dem James Dean der Gen-X. Summer kommt mehr nach Larry Clarks Skater-Banden, sie ist hoch aufgeschossen, kräftig gebaut, und ziemlich lebensfähig. In Hannah Weyers „Arresting Gena“ säuft und flucht sie und legt sich mit doppelt so breiten Jungs an. Das ist schön anzusehen, doch Summer spielt gar nicht Gena, sondern bloß Jane, die beste Freundin der Hauptfigur.

Hannah Weyer hat ihren Film über erste Liebe, Drogen und überhaupt die Wagnisse der Jugend bei einem Workshop des Sundance Institute entwickelt. Die Story geht auf die eigene Biografie der Regisseurin zurück: Als sie 19 war, ging eine drogenabhängige Freundin Weyers auf Entzug und eine andere wurde umgebracht: „Ich habe mich immer wieder gefragt: Warum sie und nicht ich?“

Solcherlei Teenie-Selbstaufopferung aus purer Ratlosigkeit sieht man in „Arresting Gena“ oft. Gleich zum Einstieg liegt eine Mutter im Koma auf der Intensivstation, und schnell wird klar: Der Film zeigt den Weg nach unten. Dabei ist Aesha Waks in ihrer Rolle als Friseurlehrling Gena eher ein Blickfang und nicht so sehr tragische Heldin. Hübsch zurechtgezupft in engen T-Shirts tapst sie durch die Nachbarschaft. An der einen Ecke stehen die Kinderfreunde mit ihren Mountainbikes, auf der anderen starren ihr ständig Kerle auf den Busen.

In dieser Zwischenphase lernt sie Jane kennen, die zwar ein paar Jahre älter ist, aber trotzdem noch mit ihren Kumpels in einer Drogengang herumtobt. Man verdealt Pillen und trinkt Budweiser, was sich bei Weyer zum großen Lob der Minderjährigkeit fügt, bis plötzlich Heroin vertickt wird.

Prompt kauern picklige Mädchen blaß in Ecken, Jane verschwindet, und deren großer Bruder entpuppt sich als Homo. Schon möchte Gena nichts mehr von den Launen der Jugend wissen und geht doch lieber wieder in ihren Friseursalon zurück. Das mag zwar schwer authentisch sein, berührt in seiner achtlos hingeworfenen Alltäglichkeit aber nicht wirklich. Selbst im Schmerz beläßt es Weyer bei ästhetischen Andeutungen. Dann sieht man Gena den Teddy ihrer vermißten Freundin drücken, bevor sie mit einem Seufzer, aber doch zufrieden einschläft. Und Summer Phoenix ist längst über alle Berge. Harald Fricke

„Arresting Gena“. USA 1996. 90 Min. Regie: Hannah Weyer. Mit: Aesha Waks, Summer Phoenix u.a. Heute: 16 Uhr Filmpalast