Garagenklampfer trifft Vollprofi

■ Uli Beckerhoff & Co bringen den Jazz in die Bremer Hochschule

Der eine hofft auf geheime Tricks; der andere will „das traurige Produktimage“ seines Brötchengebers aufmöbeln. Der eine ist Jazz-Trompeter. Der andere verwaltet ungezählte Sponsorentausender des tschechischen Skoda-Werkes. Gemeinsam sorgen sie – der Wahlbremer Jazz-Trompeter Uli Beckerhoff und der PR-Mann Uwe Gabler – dafür, daß sich die Hochschule für Künste im Schnoor in diesen Tagen in eine Werkstatt für Jazz und mehr verwandelt. Von heute bis Sonntag findet in der KünstlerInnenschmiede der „Internationale Jazz-Workshop“ mit Koryphäen wie John Abercrombie oder Charly Mariano statt. Daß man auch dafür einen Sponsor braucht, hat die üblichen Gründe.

Denn in den vergangenen Jahren fand alljährlich die „Internationale Herbstakademie für Musik Bremen“ an der Hochschule statt. Doch im Lauf der Jahre strich das zuständige Senatsressort die Förderung zusammen. Um das Projekt nicht eingehen lassen, wurde die „Herbstakademie“ nach Angaben der Organisatorin Linde Völcker kurzerhand in „Internationale Musikprojekte Bremen“ umgetauft und die Workshops in lockerer Folge über das ganze Jahr verteilt.

Allein zum Jazz-Workshop haben sich über 140 TrompeterInnen, GitaristInnen und andere JazzerInnen aus dem In- und Ausland angemeldet. Nach der Reihenfolge des Eingangs wurden 70 BewerberInnen im Alter von 15 bis 70 eingeladen, um mit Beckerhoff, Mariano und fünf weiteren DozentInnen zu arbeiten.

„Solch ein Workshop ist für viele Jazzer die einzige Möglichkeit weiterzukommen“, erklärt Uli Beckerhoff. Die Folge: „Da bewerben sich Vollprofis, 18jährige Garagenklampfer oder der 50jährige Apotheker, der wieder zum Saxophon greift.“ Deshalb ist es die Aufgabe der DozentInnen, in dieses Chaos Ordnung zu bringen, und Work-shop-Bands mit jeweils ähnlichem Niveau zusammenzustellen. Und was ist für einen Musiker wie Beckerhoff reizvoll an diesem Tohowabohu? „Man muß musikalische Techniken und Tricks in Worte fassen können.“ Und – leiser: „Von manchen Teilnehmern kann man sich Besonderheiten abgucken.“

Rund 50.000 Mark läßt sich Skoda diesen Workshop kosten. Man hofft, so Uwe Gabler, daß der individualistisch geprägte Jazz auf das Image der Automarke abfärbt. Während solche Effekte jedoch kaum kalkulierbar sind, müßte sich das Bildungsressort eigentlich ins Fäustchen lachen – von wegen Geld gespart und trotzdem Workshop. Dazu Beckerhoff: „Kommt ein neuer Skoda-Chef und sagt nein, ist das Ding gestorben.“

Christoph Köster

Quicklebendige Workshop-Konzerte am 22. und 23.2 um 20.30 Uhr in der Hochschule, Dechanatstr.