Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Amy und die Wildgänse USA 1996, R: Carroll Ballard, D: Anna Paquin, Jeff Daniels, Dana Delany

„Wie anhänglich Gänseküken auch einen Menschen als Mutterfigur akzeptieren, ist bekannt - allerdings muß die Pflegeperson den Kleinen auch das Fliegen beibringen und ihnen, wenn der Herbst kommt, im Zugvogelschwarm südwärts voranfliegen. Nur gut, daß die 13jährige Gänsemutter Amy im kanadischen Ontario einen Leichtbau-Flugzeugnarren als Vater hat, der ihr ein Gefährt nach Maß baut, und noch besser, daß im Kino auch unwahrscheinliche Abenteuer gelingen. Die Kinder-und-Tier-Profis Carrol Ballard (Regie) und Caleb Deschanel (Kamera) haben das alles ganz fabelhaft hingekriegt.“ (der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

C

Der Club der Teufelinnen USA 1996, R: Hugh Wilson, D: Goldie Hawn, Bette Midler, Diane Keaton

„Drei ältere Frauen ruinieren in gemeinsamer Freundschaft und Solidarität materiell und libidonös ihre drei Ex-Gatten - so läßt sich der Plot beschreiben und der Film eigentlich auch ad acta legen. Denn bei allen existentialistisch-tragischen Unter- und Nebentönen ist das Ganze doch zu forciert als Klamotte angelegt, um mehr als eine bunte, antidepressive Phantasie abzugeben, die die Zuschauerin vereint mit den Wechseljahren-Hormonen einnehmen kann. Die Logik wie die Bilder dieses Films entsprechen einer Mischung aus den Glanzmagazinen „Brigitte“ und „Häuser“ samt deren Sinn für optischen und ökonomischen Realismus. Allerdings hat der Film drei Ikonen der amerikanischen Schauspielkunst in den Hauptrollen: Goldie Hawn, Diane Keaton und Bette Midler. Die enormen Fangemeinden der drei Diven dürften sich zwar kaum nennenswert überschneiden, dennoch werden diese Stars mit Sicherheit eine Fülle voyeuristischer Geschlechtsgenossinnen ins Kino locken.“ (epd-Film) City, UT-Kino, Solitaire (Westerstede)

The Crow - Die Rache der Krähe USA 1996, R: Tim Pope, D: Vincent Perez, Mia Kirshner, Iggy Pop

„Wiederauferstanden von den Toten, kämpft ein ertrunkener Held gegen einen sadistischen Drogenbaron und dessen Killerbande, um die Morde an sich und seinem Sohn zu rächen. Diesem effekthascherisch in Szene gesetzten zweiten Leinwandabenteuer von „The Crow“ mangelt es an inhaltlicher Substanz, überzeugenden Darstellern und der intensiven, morbiden Stimmung, die den ersten Film mit der Krähe aus dem Jenseits auszeichnete.“ (tip) UFA-Stern, MUWI-Filmkunst (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

D

Daylight USA 1996, Rob Cohen, D: Silvester Stallone, Amy Brenneman

„Dieser am Reißbrett entworfene Katastrophenfilm folgt minutiös und ohne Überraschungen dem Vorbild sämtlicher Katastrophenfilme von „Airport“ bis „Poseidon-Inferno“. In den ersten Minuten lernen wir sehr oberflächlich eine Reihe von Personen kennen. Alle haben Probleme und alle fahren Richtung Holland-Tunnel, der New York mit New Jersey verbindet. Man ahnt nicht, man weiß: Es gibt Ärger. Und schon explodiert ein mit Sprengstoff beladener Truck und bringt Teile des Tunnels zum Einsturz. Die Überlebenden sind eingeschloßen, vom Hudson dringt Wasser ein. Silvester Stallone steigt in den Tunnel, um die Gruppe herauszuholen.“ (TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

E

Ein tierisches Trio USA 1996, R: David Ellis, D: Veronika Lauren, Kevin Chevalia

Kinderfilm über die Freundschaft eines Golden Retrievers, einer Bulldogge und einer Siam-Katze, die mit Herrchen, Frauchen und Kinderchen auf Campingurlaub in die Rocky Mountains ziehen, wobei natürlich alles mögliche schiefgeht. UT-Kinocenter

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“ Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“ Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“ (Andreas Kilb, Die Zeit) Schauburg

Es tickt Bremen 1996, Produktion: Mädchenhaus Bremen

„Es tickt ist ein Mädchenfilmprojekt aus der Anlauf- und Beratungsstelle des Mädchenhauses Bremen e.V. Die Gruppe hat sich filmisch sehr ausdruckstark und einfühlsam mit dem Thema sexueller Mißbrauch und Wege aus dieser Situation heraus auseinandergesetzt.“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Evita USA 1996, R: Alan Parker, D: Madonna, Antonio Banderas, Jonathan Pryce

„Daß es nicht damit getan ist, das Wunder der Santa Regina Evita, des illegitimen Kindes eines armen Bauern, die von den armen Leuten abgöttisch verehrt wurde, im Stil marxistischer Moritaten anzuprangern, hat Parker kongenial erfaßt - und deshalb Madonna für die Rolle der Evita angeheuert. Abgesehen davon, daß Madonna die Gelegenheit hat, sich als Charakterdarstellerin zu behaupten, spiegelt ihr eigenes Image als self-made-woman und Pop-Ikone Evitas Verherrlichung auf frappante Weise wieder. Madonnas Spiel, der Magnet ihrer Augen, das von Mann zu Mann recycelte und auf jedes Bedürfnis abgestimmte Versprechen ihres Körpers, daß Charisma ihrer getreu nach Evita schichten, aber zur hohepriesterlichen Ekstase gesteigerte Polemik, sagen mehr über den Erfolg der argentinischen Pompadour als es jede Ideologiekritik vermöchte.“ (epd-film) Schauburg, Wall- und Ziegelhofkinos (Ol)

F

Fargo USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi

Amerika sieht manchmal aus wie Sibirien. In der pechschwarzen Kriminalkomödie „Fargo“ von den Coen-Brothers könnte man fast schneeblind werden - so eisig, weiß und leer ist hier die Winterlandschaft von Minnesota. Wenn sich das Personal aus einem Aki-Kaurismäki-Film in eine makabre Farce von Quentin Tarantino verirrt hätte, wäre dabei etwa so ein Film wie „Fargo“ entstanden. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschrieben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debüt „Blood Simple“. Beide Filme erzählen von inkompetenten Gangstern, denen ihre verbrecherischen Pläne schnell über den Kopf wachsen. Ein kurz vor dem Bankrott stehender Autohändler läßt selbst seine Frau entführen, aber die beiden dafür angeheuerten Bandidos gehen den Auftrag extrem ungeschickt und brutal an. Vom Blutbad wird dann auf Marge geschnitten, eine hochschwangere Polizistin, die mit dicken Fausthandschuhen und Pelzmütze bewaffnet den Fall so stur und unaufhaltsam löst wie eine mütterliche Version von Columbo. (hip) Schauburg, Modernes

Ferien auf Saltkrokan Schweden 1962, R: Olle Hellbom, D: Torsten Lilliecrona, Louise Edlind, Maria Johansson

Kinderfilm nach Astrid Lindgren. „Das Alltagsleben der Bewohner der Insel Saltkrokan wird im Sommer nicht unwesentlich von den Feriengästen geprägt. Auch Tjorven, ein aufgewcktes Mädchen, hat mit ihnen zu tun, z.B. den Kindern einer Familie, die schon jahrelang auf die Insel kommt. Immer zu Streichen aufgelegt, sorgt Tjorven für mancherlei Abenteuer.“ Lexikon des internationalen Films) Atlantis

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

G

Gespräch mit dem Biest D 1996, R: Armin Müller-Stahl, D: Armin Müller-Stahl, Robert Balaban, Katharina Böhm, Dietmar Mues, Otto Sander, Harald Juhnke

„In der Filmfiktion, die in der Gegenwart spielt, konfroniert sich der amerikanische Historiker Webster zehn Tage lang mit einem alten Mann, der Hitler ist oder sich dafür ausgibt. ,Hitler' behauptet, Goebbels habe ihm im Interesse seiner Sicherheit und Allgegenwart frühzeitig sechs Doppelgänger zur Seite gestellt. Nach der Kapitulation des Dritten Reichs habe er tot sein müssen, damit sich ,dieses Volk von Memmen' reinwaschen könnte. Der Amerikaner Webster ist unerbittlich in seinen Bemühungen, die bis ins Detail gehenden Schilderungen zu hinterfragen. Permanent bedrängt ihn die Sorge, einem cleveren Schwindler aufzusitzen.“ (Verleih-Info) Gondel

Der Glöckner von Notre Dame USA 1996, R: Gary Trousdale

„Disney hat Victor Hugo auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht und ein harmloses Vergnügen veranstaltet, bei dem die Nebenfiguren den Stars wieder mal die Show stehlen. (Der Spiegel) Schauburg, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

Gregory's Girl GB 1980, R: Bill Forsyth, D: Gordon John Sinclair, Dee Hepburn, Chic Murray / Originalfassung mit Untertiteln

Gregory hält sich für einen „modernen“ Jungen. Er führt ein komfortables Leben in einer hübschen, sauberen Stadt zwischen Glasgow und Edingburgh. Nicht einmal die Schule scheint ihm Schwierigkeiten zu machen, aber das ist seinem persönlichen aufgestellten, gut durchorganisierten Terminkalender zu verdanken. Würde man Gregory fragen, warum er es bevorzugt, jeden Morgen erst um halb elf Uhr durch den Hintereingang zu treten, würde er wahrscheinlich antworten, daß man in seinem Alter noch wachse und deswegen viel mehr Schlaf brauche als andere Leute. Der Rest seines Lebens ist ausgefüllt mit Fußball. Ja, Gregory führt ein geordnetes Leben bis Dorothy erscheint.... „Ein Film, der einfach nur ehrlich zeigt, wie schön es sein kann, sechzehn und ziemlich durcheinander zu sein..“ (Kölner Stadt-Anzeiger) Kino 46

H

Hard Core Logo CDN 1996, R: Bruce McDonald

„Rock'n Road Movie & Fake-Doku über eine kanadische Punkgruppe. In den Achtzigern bildenten Joe Dick, Billy Tallent, John Oxenberger und Pipefitter die in Vancouver beheimatete Band ,Hard Core Logo', die andere West-Coast- Punkbands überlebte. Als 1990 ein Plattenvertrag mit einem großen Label winkte, trennten sich die vier. Erst ein Benefizkonzert bringt sie wieder zusammen. Der Erfolg veranlaßt sie zu einer letzten Tournee. Auf der Bühne verstehen sie sich prächtig, doch im waren Leben kommt es zu den alten Querelen.“ (Bremer) Cinema

Harriet, die kleine Detektivin USA 1996, R: Bronwen Hughes, D: Michelle Trachtenberg

„Pippi Langstrumpf a la USA: Die kleine Harriet ist ein aufgewecktes Mädchen in New York. Ihre Lieblingsbeschäftigung ist Detektivspielen in der Nachbarschaft. Ein netter, kleiner Kid-Film nach dem Bestseller von Louise Fitzhughs. Bronwen Hughes inszenierte ihren Erstlingsfilm leichtfüßig und liebevoll. Lange nicht so böse wie „Willkommen im Tollhaus“ oder die „Simpsons. Aber auch nicht so sirupsüß, wie man es vom Genre sonst erwarten würde.“ (Bremer) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Henry und Verlin Kanada 1994, R: Gary Ledbetter, D: Keegan Macintosh, Gary Farmer, Robert Joy

„Henry und sein neunjähriger Neffe Verlin sind die besten Freunde. Vielen Leuten im Dorf gefällt diese Freundschaft jedoch nicht, denn der erwachsene Henry ist geistig zurückgeblieben. Auch Verlin ist nicht ,normal': Er spricht nicht! Zusammen mit Henry braucht Verlin keine Worte, denn bei ihren verrückten, manchmal gefährlichen Unternehmungen, verstehen sie sich, ohne zu sprechen. Ein preisgekrönter Film, der Verständnis für diejenigen Menschen schafft, die immer wieder zu kurz kommen. Beste Bewertung auf dem Kinderfilmfest 1996!“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Hexenjagd USA 1996, R: Nicholas Hytner, D: Winona Ryder, Daniel Day-Lewis, Paul Scofield, Joan Allen

Im Jahre 1692: „Ein Vodoo-Ritual im Zwielicht des herandämmenrnden Tages: Angeführt von einer karibischen Sklavin tanzt sich eine Jungmädchenclique nackt in Extase. Für die Teenager ein pubertärer Spaß - aber in der streng puritanischen Kleinstadt Salem, Massachussetts, löst das ,heidnische Ritual' im Wald eine verhängnisvolle Kettenreaktion aus. Ein Hexenprozess wird anberaumt. Bald wird das Klima aus Angst, Mißgunst und Neid, versetzt mit Paranoia, Sensationsgier und unterdrückter Sexualität mißbraucht, um alte Rechnungen zu begleichen, werden Beschuldigungen ausgesprochen, um den eigenen Hals zu retten. Nicholas Hytner hat nach Arthur Millers eigenem Drehbuch, einen mitreißenden Film gemacht, der die Kraft des klassischen Bühnendramas mit der nach Bewegung verlangenden Visiualität des modernen Kinos verbindet.“ (TV-Spielfilm) Ufa-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

I

I Shot Andy Warhol USA 1996, R: Mary Harron, D: Lili Taylor, Jarde Harris

„Fast 20 Jahre nachdem die Feministin Valerie Solanas versucht hat, Andy Warhol zu erschießen, ist dies der Versuch, ihre Person und Motive darzustellen. Der Film überzeugt durch seine Parteilichkeit, und die Hauptdarstellerin Liliy Taylor versteht es, den radikalen Positionen von Valerie Solanas sowohl Witz als auch Logik zu geben. Warhol-Verehrer seien ausdrücklich gewarnt, denn er und sein Clan kommen eher debil und tuntig daher.“ (tip) Atelier

Iwans Kindheit UdSSR 1962, R: Andrej Tarkowski, nach einer Erzählung von Wladimir Bogomolow, D: Kolja Burljajew, W. Subkow, E. Sharikow

„Ein zwölfjähriger Waisenjunge wird im Zweiten Weltkrieg Kundschafter der Rotarmisten an der Ukrainefront und findet dabei den Tod. Den in seiner eigenständigen Erzähltechnik wie in seiner humanen Kraft bemerkenswerten Film, der den grausam zerstörenden Zugriff des Krieges auf die kindliche Seele darstellt, inszenierte der russische Regisseur Tarkowskij: seine erste Filmregie.“ (Lexikon des internationalen Films) Kino 46

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol)

K

Kai aus der Kiste DDR 1988, R: Günter Meyer, D: Christoph Zeller

„In der beschwerlichen Inflationszeit des Jahres 1923 will ein reicher Amerikaner in Berlin den Reklamekönig Deutschlands für sein Kaugummi finden. Ein waschechter Berliner Hinterhofjunge und seine Kumpels machen das Rennen im Wettkampf gegen einen biederen Reklamefachmann. Ein spritzig inszenierter Film mit Berliner Charme und Schnauze, der durch die Verlegung in die deutschen Inflationsjahre auch etwas Zeitgeschichte transportiert.“ (Lexikon des Internationalen Films) Gondel

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“ (Der Spiegel) UT-Kinocenter, Ufa-Stern, Casablanca (Ol)

Kopfgeld USA 1996, R: Ron Howard, D: Mel Gibson, Gary Sinise, Rene Russo

Ist einer als Vater reich, heißt Mel Gibson und spielt in Ron Howards neuem Thriller die Hauptrolle, dann macht er, wenn sein kleiner Sohn entführt wird, was im wahren Leben keiner wagt: Er dreht den Spieß um. Er verdoppelt das geforderte Lösegeld als Einsatz auf den Kopf des Kidnappers, und schon hat der, ein böser Bulle (Gary Sinise), keine rechte Freude mehr an seiner Geisel. Ein psychologisch nicht wertvolles, daher befriedigendes Vabanquespiel, denn dem Zuschuaer stillt es niedrige Triebe wie Schadenfreude und Rachelust. Da stört auch die leicht hölzeren Darstellung der Protagonisten kaum.“ (Der Spiegel) City, englische Originalfassung im UFA-Palast

L

Larry Flint - Die nackte Wahrheit USA 1996, R: Milos Forman, D: Woody Harrelson, Courtney Love, Edward Norton

„Zu Beginn der 70er drang die sexuelle Revolution bis ins US-amerikanische Hinterland vor. Einer ihrer Protagonisten war Larry Flynt, der Herausgeber des Sex-Magazins ,Hustler'. Das Pornoblatt machte ihn reich. Aber es rief auch selbsternannte Moralwächter auf den Plan. Flint wurde in zahllose Prozesse verwickelt, landete im Gefängnis und in der Nervenklinik.“ (Bremer) Forman ist „mit Larry Flint eine der großartigsten Filmbiographien der letzten Jahre gelungen. Er zeigt Flynts Leben nicht als dokumentarische Wahrheit, sondern schmissig, bunt mit schlagfertigen Dialogen, dramatischen Augenblicken und dem ganzen dekorativen Exzeß seiner neureichen Welt.“ (Der Spiegel) UFA-Stern, Apollo (Whv)

Liebe hat zwei Gesichter USA 1996, R: Barbara Streisand, D: Barbara Streisand, Jeff Bridges

„Dies ist wohl der einzige Film, in dem ein häßliches Entlein sich in ein noch häßlicheres Entlein verwandelt. Barbara Steisand, die den Film produzierte, Regie führte (und sich dabei wie eine boshafte Ausgabe des tyrannischen Otto Preminger aufgeführt haben soll) und natürlich die Hauptrolle spielte, entpuppt sich als unglaublich eitel. Sie glaubt in „Liebe hat zwei Gesichter“ als 52jährige locker eine 35jährige glaubhaft verkörpern zu können, und hat sich dafür so glamöurös als graues Mäuschen (ohne ein Gramm Übergewicht) herausgeputzt, daß es nur noch lächerlich wirkt, wenn sie sich für ihre große Liebe angeblich mit Diät, Schminke und neuen Kleidern attraktiver macht. Leid kann uns bei all dem nur der wackere Jeff Bridges tun. Denn dies ist im Grunde eine von den alten Rock Hudson/Doris Day-Schnulzen - nur Mrs. Streisand hat sich den Part von Hudson geschnappt, und Bridges steht nun als männlich/passive Doris Day dumm da.“ (Christopher Tookey) City, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

M

Mein Mann Picasso Großbritannien 1996, R: James Ivory, D: Anthony Hopkins, Natascha McElhone

„Picasso als das genialistische Monster, das von seiner Umgebung bedingungslose Unterwerfung verlangt, das sich Frauen einverleibt und wieder ausspeit. Der Film ist eine historisch detailgetreue, aber oft plakative und klischeehafte Illustration dieser These aus der Perspektive von Francoise Gilot, die es zehn Jahre mit dem Maestro aushielt. Faszinierend, wie es Anthony Hopkins gelingt, in die Rolle des launigen Machos hineinzuschlüpfen. Doch während Francoise als facettenreiche Persönlichkeit dargestellt wird, sind die restlichen Frauen Picassos nur ärgerliche, oberflächliche Karikaturen.“ (tip) UFA-Stern

Die Mutter des Killers Deutschland 1996, R: Volker Einrauch, D: Dieter Landuris, Peter Lohmeyer

„Der Krimiautor Theo, der Leichenbestatter Lu und die blonde Jennifer haben einen Mordplan ausbaldowert, der sie alle reich machen soll. Währenddessen schlägt sich der Leichenbestatter Eddie mit seiner fremdgehenden Frau, mit einer leicht zu tröstenden Witwe und seiner Mutter herum. Es geht um Verrat und Betrug, Habgier und Mordlust, Liebe und Eifersucht, doch Regisseur Volker Einrauch und Drehbuchtautor Lothar Kurzawa schütteln in ihrer rabenschwarzen Komödie diese bekannten Zutaten kräftig durcheinander und verpflanzen sie in ein Milieu, dessen kriminelle Energie einfach ein paar Nummmern zu klein ist. Rasant, trocken und ziemlich lakonisch.“ (tip) Filmstudio

Mütter und Söhne Irland 1996, R: Terry George, D: Helen Mirren, Aidan Gillen

„,Mit 50 hat jeder das Gesicht, das er verdient': Dies war der letzte Eintrag von George Orwell in seinem Notizbuch. Mit 50 Jahren hat Hellen Mirren eines der schönsten, ausdrucksstärksten und charakteristischsten Gesichter des Kinos von heute, und wenn man den Ton wegdrehen und nur auf sie sehen würde, könnte man ohne Schwierigkeiten der Geschichte von „Mütter und Söhne“ folgen. Mirren spielt Kathleen Quigley, eine Witwe in Nordirland, die plötzlich mit der schockierenden Tatsache konfrontiert wird, daß ihr 20 Jahre alter Sohn Gerry ein Terrorist der IRA ist. Fakt und Fiktion werden vermischt, wenn Gerry in eine Gefängniszelle mit Bobby Sand gesteckt wird, und Katheel in Kontakte mit der IRA tritt, nachdem ihr Sohn sich dem Hungerstreik anschließt. Der Film macht Helden aus Sands und seinen Mithäftlingen, aber nicht für das, was sie ins Gefängnis brachte, sondern für ihre Selbstaufopferung. Sinn Fein und die IRA werden als manipulativ, verlogen und grausam portraitiert, die Briten werden nicht dämonisiert und Hellen Mirren bleibt mitfühlend, vernünftig und human: Eine liebende Mutter, die in einem kritischen Moment den Stein aus der Hand ihres jüngsten Sohnes nimmt, mit dem dieser Polizisten bewerfen will.“ (The Observer) Schauburg

P

Poussieres D'Amour Deutschland/Frankreich 1996, R: Werner Schroeter, D: Anita Cerqueti, Martha Mödl

„Ein Home-Movie mit befreundeten Opernstars: Anita Cerqueti singt Verdi, Martha Mödl schwärmt für Furtwängler und Schroeter (mit Kamerafrau Elfi Mikesch) errichtet um die menschlichen Stimmengebäude eine beeindruckende emotionale Architektur.“ (V'iennale) Atlantis

Praxis Dr. Hasenbein Deutschland 1996, R: Helge Schneider, D: Helge Schneider, Peter Berling, Andreas Kunze

„Der legitime Nachfolger von Ruhrpott-Komiker Jürgen von Manger mimt in seiner dritten Regiearbeit den Arzt des Mühlheimer Quartiers „Karges Loch“. Dramaturgischer Höhepunkt des Films ist der Tod eines Hamsters, doch auf die Handlung kam es nie an bei Helge Schneider. Auch sein jüngstes Werk besteht aus Variationen über Typen und Begegnungen, unerbittlich führt er seinem staunenden Publikum den Wahnsinn des Alltags vor Augen und erhebt dabei den Unsinn zur Kunstform.“ (tip) UFA-Stern

R

Ransom USA 1996, R: Ron Howard, D: Mel Gibson, Gary Sinise, Rene Russo

Englische Originalfassung - siehe auch unter „Kopfgeld“ UFA-Palast

Reisen ins Leben Deutschland 1996, R: Thomas Mitscherlich, Dokumentarfilm mit Gerhard Durlacher, Yehuda Bacon, Ruth Klüger

Weiterleben nach einer Kindheit in Auschwitz – Ein Bremer Film gezeigt auf der Berlinale 1996: Für eine Vietelmillion Menschen brachte die Befreiung der KZ kein neues Leben, sondern höchste Ziellosigkeit. Dramarturgisch eingefaßt hat Mitscherlich die Aussagen der drei Porträtierten aus Holland, Israel, USA, durch Archivmaterial alliierter Kameramänner, die etwa die Schrecken der Lager ebenso dokumentieren sollten wie die Reaktionen der Deutschen darauf, die – mit Taschentuch vor dem Mund – von den Amerikanern durch die geöffneten KZ geschleust wurden. (Alexander Musik) Kino 46

Reservoir Dogs USA 1991, R: Quentin Tarantino, D: Harvey Keitel, Tim Roth, Chris Penn

Nach einem mißglückten Raubüberfall belauern sich die überlebenden Mitglieder einer Gangsterbande gegenseitig, weil einer von ihnen ein Polizeispitzel sein muß. Die Atmosphäre angespannten Mißtrauens entlädt sich folgerichtig in einem Blutbad. Ein stellenweise furios inszeniertes, glänzend gespieltes pessimistisches Drama um Vertrauen und Verrat, das ebenso konsequent wie krass Gewalt und ihre Folgen vor Augen führt.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel

Rossini Deutschland 1996, R: Helmut Dietl, D: Mario Adorf, Veronica Ferres, Götz George, Heiner Lauterbach

„In der Art, wie Dietl sich und seinesgleichen mutwillig (nämlich mutig und willentlich) dem Komödiengelächter preisgibt, trifft sich äußerste Koketterie mit äußerster Ehrlichkeit - erlaubt ist das nur und gelingt nur, weil Dietl so alles umarmend in sein Werk verliebt ist, verliebt in die Sprache, in die Schauspieler, in die Komödienlust. Seht her: Da gibt es eine kleine Gesellschaft kennenzulernem, von der man nicht sagen kann, daß sie über sich selbst hinaus etwas bedeute; da spielen keine Kinder und keine Tiere mit; da wird kein Verbrechen begangen und keine Ehe gestiftet, auch kein Glück verheißen und nicht behauptet, daß es etwas besseres als Ironie gebe, um sich in die Dinge zu schicken. Wenn dieses Schwabing nicht die Welt ist, gibt es überhaupt keine.“ (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

S

Sleepers USA 1996, R: Barry Levinson, D: Kevin Bacon, Robert De Niro, Dustin Hoffman

„Vier Jungen werden in die Reformschule gesteckt und dort mißhandelt und vergewaltigt. Jahre später planen sie ihre Rache gegen ihre Peiniger. Es ist erstaunlich, wie Lewinsons Talente ihn im Stich lassen, sobald er mit seinen Filmen seine Heimatstadt Baltimore verläßt. Diese schwerfällige Adaption von Lorenzo Carcaterras in New York angesiedelter Biografie wirkt wie eines von diesen Sozialdramen der Warner-Studios aus den 30er Jahren. De Niro ist ein Priester a la Pat O'Brien, Hoffman ein gerissen-abgerissener Anwalt, aber selbst die wenigen Szenen mit diesen beiden heiligen Monstern werfen keine Funken.“ (Time Out) Europa, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer moderenen Alice in MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“ (epd-Film) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos

Star Trek - Der erste Kontakt USA 1996, R: Jonathan Frakes, D: Patrick Stewart, Brent Spiner, Marina Sirtis

„Die leidige Frage, ob dieser neue, tricktechnisch exzellente Star-Trek-Streifen denn auch ein guter Film sei, zielt wie bei seinen Vorgängern ins Leere. Ein Mythos ist weder gut noch schlecht. Wer an Star Trek glaubt, wer den Geist der Fernsehserie und ihren Erzählrhythmus verinnerlicht hat, wird auch „Der erste Kontakt“ mögen. Schließlich beantwortet der Film nicht nur die brennende Frage, wie das war, damals im 21. Jahrhundert, als Mensch und Vulkanier einander zum ersten Mal „Live long and prosper“ wünschten. „Der erste Kontakt“ schreibt auch die Geschichte des Androiden Data weiter, der seinem Ziel, ein Mensch zu werden, dank der verführerischen Borg Queen wieder ein Stück näher gekommen ist.“ (tip) Ufa-Stern

T

Taxi Lisboa Deutschland 1996, R: Wolf Gaudlitz, D: Augusto Macedo, Josefina Lind / Originalfassung mit Untertiteln

„Im Laufe der Jahre haben sich die Spuren des Lebens tief eingegraben – in die rissigen Häuserfronten Lissabons ebenso wie in Augusto Macedos faltiges Gesicht, der Tag für Tag sein schwarzes Oldsmobil durch die engen Gassen lenkt und am Hauptplatz unterhalb des Rossio auf Kundschaft wartet. Mit ihm und seinem Gefährt begibt sich auch Regisseur Wolf Gaudlitz auf eine fantastische Reise durch die portugiesische Hauptstadt und ihre melancholisch-nostalgische Stimmung des „Saudade“. Durch die Filme von Gaudlitz weht ein leiser Hauch von Fellini, mit dem ihn nicht nur eine ausgesprochene Neigung zum Circensischen, sondern auch ein Faible für einen ausgefeilten Soundtrack verbindet. Ähnlich wie in Wenders „Lisbon Story“ erwacht die portugiesische Hauptstadt auch hier akustisch zu vibrierendem Leben, wird der sorgfältig fotografierte Bilderbogen von einer Musik getragen, die zwischen Wehmut und Hoffnung, unerfüllter Sehnsucht und einer Heiterkeit, die durch Not und Verzweiflung gegangen ist, zu vermitteln vermag.“ (film-dienst) Cinema, MUWI-Filmkunst (Ol)

W

Wahlverwandtschaften Italien/Frankreich 1996, R: Paolo und Vittorio Taviani, D: Isabelle Huppert, Jean-Hugues Anglade

„Trotz eilig aufgelegtem „Buch zum Film“: Der Film zum Buch läßt nicht erkennen, was die geschätzten toskanischen Regie-Brüder Taviani dazu verlockt haben könnte, Goethes Quartett von Liebenden in ihre Heimat zu verpflanzen. Es wird wenig im Grünen gelustwandelt, viel eher vor steifer Schokolade palavert. Lange läuft der Film brav hinterm Roman her, dann biegt er sich doch ein netteres Ende zurecht - und trotzdem denkt man sich: wozu das alles?“ (Der Spiegel) Atlantis

Wenn Katelbach kommt GB 1965, R: Roman Polanski, D: Donald Pleasence, Francoise Dorleac, Lionel Stander

„Eine vermeintliche Tragikomödie, in der der Zuschauer vom ,horror vacui' zwischen den Menschen und dem Vakuum des Schrecklichen zerissen wird. Ein absonderlicher Schauplatz - ein uraltes, verlottertes Kastell, auf einer Insel ins blanke Meer gestellt - garantiert dessen absonderlichen Bewohnern kein Entweichen. Polanski ging es in diesem Film darum, die ,Unmöglichkeit der Verständigung unter den Menschen' darzustellen..“ (Kommunalkino Bremen) Kino 46

Z

Das Zauberbuch Deutschland/Tschechien 1996, R: Vaclav Vorlicek, D: Tina Ruland, Uwe Ochsenknecht

„Ein Prinz als Schornsteinfeger, ein Windgeist im Kamin, ein Feuerteufel in der Badewanne, ein Arzt als Ganz und natürlich die Hochzeit des Prinzenpaares als Happy-End. Der jüngste Märchenfilm von Vaclav Vorlicek erzählt auf amüsant spielerische Weise die uralte Geschichte von bösen Mächten, die bei guten Menschen keine Chance haben. Nicht nur die altmodischen Spezialeffekte machen diesen sehenswerten Film zu einer bemerkenswerten Ausnahme in einem Genre, das eher den Perfektionismus pflegt.“ (tip) City