Die Luxuswohnung war verdächtig

■ Geld, Autos und Wohnung vom Drogenkartell: Mexikos oberster Drogenfahnder wurde entlassen und festgenommen

Mexiko-Stadt (AFP/taz) – Der oberste Drogenfahnder Mexikos, José de Jesús Gutiérrez Rebollo, ist wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Drogenmafia seines Amtes enthoben und festgenommen worden. Das teilte Verteidigungsminister Enrique Cervantes Aguirre am Dienstag in Mexiko- Stadt mit. Gutiérrez wird verdächtigt, ein Luxusappartement, große Mengen Bargeld und fünf Luxuslimousinen vom Juárez-Drogenkartell angenommen zu haben. Der Direktor der mexikanischen Anti- Drogen-Behörde habe seine Vorgesetzten getäuscht und „beträchtliche materielle Vorteile“ aus seinen Kontakten zu Drogenboß Amado Carillo Fuentes gezogen. Das Juárez-Kartell, das vor allem im Norden Mexikos aktiv ist, ist eines der beiden größten Drogenkartelle des Landes.

Gutiérrez ist der bislang ranghöchste Beamte, gegen den in Mexiko im Zusammenhang mit einer Korruptionsaffäre ermittelt wird. Er hatte sein Amt als Chef der Nationalen Drogenbekämpfungsbehörde (INCD) erst am 9. Dezember angetreten. Gutiérrez war auf Vorschlag von Verteidigungsminister Cervantes und Generalstaatsanwalt Jorge Madrazo zum obersten Drogenfahnder berufen worden. Gemeinsam mit Madrazo hatte er Ende Januar die USA besucht, um über die Zusammenarbeit im Kampf gegen den Drogenhandel zu beraten.

Gutiérrez hatte vor seiner Amtsübernahme 42 Jahre lang in der Armee gedient und war zuletzt verantwortlich für Einsätze gegen die Drogenmafia. Verteidigungsminister Cervantes war mißtrauisch geworden, als Gutiérrez bei seinem Umzug nach Mexiko-Stadt ein Appartement bezog, das „seine finanziellen Möglichkeiten völlig überstieg“. Cervantes bestellte Gutiérrez am 6. Februar zu sich, um den Verdacht zu klären. Bei diesem Gespräch, so Cervantes, zeigte sich Gutiérrez „besorgt und aufgeregt, gab wirre Antworten“. Sein Gesundheitszustand veränderte sich rapide, und so ließ ihn Cervantes in ein Armeekrankenhaus einliefern, wo er sich noch immer aufhalte. Das Appartement, so informierte Minister Cervantes weiter, sei tatsächlich durch einen engen Vertrauten von Drogenboß Carrillo angemietet worden.

Für die Armee stellt die Festnahme Gutierrez' einen Gesichtsverlust dar. Sie hatte bisher den Ruf, unbestechlich im Drogenkampf zu ein. Der Skandal um den obersten Drogenfahnder gefährdet die Beziehungen Mexikos zu den USA. Der US-Kongreß veröffentlicht am Ende des Monats eine Liste mit Ländern, die sich im Drogenkampf „gut führen“. Diese „Certification“ ist Bedingung für eine Reihe von Finanzhilfen.