Qualitätsmängel bei Opferberatung?

■ Beratungsstelle „bob“ wähnt sich als Opfer des Sparzwangs

Die „Beratung für Opfer und Zeugen“ (bob) bangt um ihre Existenz. Laut Justizbehörde sei es ungewiß, ob die Finanzierung des Landes für bob über das Jahr 1997 hinaus weiter fließe. Das Täter-Opfer-Programm müsse kosteneffizienter gestaltet werden. Für die bob-Geschäftsführerin Danielle Hermans heißt das: „Ende 1997 können wir schließen.“

Konkret betroffen ist die Stelle von Frau Hermans selbst. Die anderen fünf MitarbeiterInnen arbeiten als ABM-Kräfte mit Zeitverträgen. „Wenn der Senat uns die einzige feste Stelle streicht, bricht der Laden auseinander“, sagt bob-Vorstandsmitglied Hans-Hermann Rathke. Damit sei auch das Beratungsangebot für die Opfer von Straftaten, für Frauen, die von Beziehungsgewalt betroffen sind, für ältere MitbürgerInnen sowie die Zeugenberatung und -betreuung gefährdet.

Insgesamt zahlt die Justizbehörde 88.000 Mark pro Jahr an bob. Davon sind 75.000 Mark für eine Stelle im Täter-Opfer-Ausgleich (TOA). Dabei werden Täter und Opfer zusammengebracht, um Ängste und Agressionen abzubauen. bob hat 1996 112 solcher Fälle betreut. Zusammen mit den anderen Programmen wurden etwa 900 Fälle betreut. „Wir schätzen das Potential auf etwa 1.800 Fälle“, sagt Hermans. Statt der aktuellen 500.000 Mark Umsatz wäre etwa das Doppelte nötig.

Dazu Justizsprecherin Lisa Lutzebäck: „Wir zahlen an bob das Geld für den hochwichtigen Täter-Opfer-Ausgleich. Das Ansinnen ist ausgesprochen förderungswürdig.“ Allerdings müsse sich jeder Verein eine gewisse Qualitätskontrolle gefallen lassen. Was die Justizsprecherin nicht bestätigen will, ist, daß bob angeblich extrem ineffizient arbeiten soll. Genau das bestätigen aber verschiedene Quellen aus dem TOA-Umfeld. Danach soll zum Beispiel die TOA-Stelle in Bremen-Nord rund viermal so effizient arbeiten. Die Kritik geht so weit, daß bob nur mit einem kleinen Prozentsatz seiner Beratungen Erfolg habe. bob stehe vor dem Aus, weil die Justizbehörde das Geld effizienter verteilen könne.

bob-Vorstand Rathke verweist darauf, daß die TOA-Stelle Bremen-Nord die bob-Funktion wegen der räumlichen Entfernung nicht übernehmen könne. Für Rathke handelt es sich bei den Sparankündigungen um „konzeptionsloses Kürzen der Senatsverwaltung im allgemeinen Sparzwang.“

Bei bob will man sich jetzt nach privaten Sponsoren umsehen. Eine zweite Idee versucht man aus Hamburg zu adoptieren. Dort landen alle Bußgelder – etwa 4,5 Millionen Mark jährlich – in einem Sammelfonds. Daraus werden Institutionen, die sich um Opfer kümmern, finanziert. Justizsprecherin Lutzebäck hält dies ebenfalls für eine hervorragende Idee. jeti