Hungerstreik in Batteriefabrik

■ Zwölf Beschäftigte der Firma Batropa wollen fasten, bis Treuhand-Nachfolgerin BVS eine Hilfe von 2,25 Millionen Mark gibt. Konkurs angedroht. BVS lehnt ab

Damit sie auch morgen ihre Brötchen noch selbst verdienen können, sind gestern sechs Beschäftigte der Batropa-Batterienfabrik in Adlershof in den Hungerstreik getreten. Heute würden sich weitere sechs Arbeiter der Aktion anschließen, sagte Betriebsrat Hans-Joachim Kiehl. Sie wollen so lange nichts essen, bis die Treuhand-Nachfolgerin BVS 2,25 Millionen Mark bereitstellt. Ohne die Geldzusage muß der Betrieb nach Angaben der Firmenleitung in dieser Woche Konkurs anmelden.

„Bei der Belegschaftsversammlung gestern morgen schrien die Leute nach Aktion“, berichtete Betriebsrat Kiehl. Dann ging alles ganz schnell: Einige fuhren nach Hause, um Schlafsäcke und Zahnbürste zu holen. Ruckzuck war ein Raum mit Liegen vorbereitet. Jetzt gibt es nur noch Mineralwasser.

„Wir haben doch Erfahrung“, begründet der Betriebsrat die schnelle Entscheidung. Schließlich entwickelte die Belegschaft schon 1993 die Kampfform des Hungerstreiks in der Fabrik, die noch im selben Jahr von den Kali-ArbeiterInnen in Bischofferode kopiert wurde. Anders als diese hatten die Batteriebeschäftigten jedoch Erfolg. Die Treuhand wickelte den Betrieb am Spreeufer nicht ab, sondern verkaufte ihn an eine Münchner Handelsgesellschaft. Freilich arbeiten von ehemals 400 Leuten heute nur noch 43. Sie stellen täglich 50.000 Batterien her, die in Taschenlampen und anderen Geräten zum Einsatz kommen.

Um mit ihrem Sanierungskonzept 1998 schwarze Zahlen zu erreichen, fehlen Batropa jetzt aber 3,5 Millionen Mark. Sie sind notwendig, um die Produktion der nächsten Monate vorzufinanzieren. Die Bürgschaftsbank Berlin- Brandenburg hat bereits 525.000 Mark zugesagt, das Land Berlin spendet über die Investitionsbank weitere 200.000 Mark. Der Inhaber will eine halbe Million dazuschießen. Die restlichen 2,25 Millionen sollen von der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BVS) kommen.

Die BVS stehe in der Pflicht, meinen Betriebsrat und Geschäftsführung von Batropa. Schließlich habe die Anstalt dem Investor 1993 unter anderem eine veraltete Produktionslinie angedreht, die kurz darauf stillgelegt wurde. „Ein Privatisierungsfehler“, so Geschäftsführer Lutz Krämer.

Bislang verweigert die BVS eine finanzielle Zusage. „Das von den Gesellschaftern vorgelegte Konzept ist nicht tragbar“, heißt es in einer Presseerklärung. Batropa- Geschäftsführer Krämer verweist demgegenüber auf verschiedene Gutachten von Unternehmensberatern und Banken, die seinem Betrieb durchaus gute Zukunftsaussichten bescheinigten. Hannes Koch