Erste Festnahmen in Magdeburg

■ Gestern wurde der ermordete Frank Böttcher beerdigt. Die Polizei nahm zwei Verdächtige aus der rechten Szene fest

Berlin (taz) – Die Polizei hat in Magdeburg am späten Mittwochabend zwei junge Männer (16 und 17 Jahre alt) aus der rechten Szene festgenommen. Sie werden verdächtigt, den 17jährigen Frank Böttcher ermordet zu haben. Ein Polizeisprecher sagte, die beiden hätten teilweise gestanden.

Nachdem Ermittler die Mordwaffe, das Messer, in der Nähe der Wohnung des einen gefunden hatte, haben sie zugegeben, Frank Böttcher in der Nacht zum 8. Februar an der Endhaltestelle der Straßenbahn in Olvenstedt getroffen zu haben. Fest steht auch, daß sie in Streit mit ihm gerieten. Nach den bisherigen Ermittlungen ist wahrscheinlich, daß sie es waren, die Frank Böttcher siebenmal mit dem Messer in den Rücken stachen und mit schweren Stiefeln auf seinen Kopf traten. Die Ermittlungen seien noch nicht abgeschlossen, so der Polizeisprecher.

Die beiden Festgenommenen sind der Polizei seit Jahren bekannt. Mehrfach sind sie 1995 und 1996 wegen Körperverletzungen in Erscheinung getreten. „Allerdings kennen wir sie nicht im Zusammenhang mit Delikten aus dem neonazistischen Umfeld“, sagte der Sprecher. Einer von ihnen kommt aus Olvenstedt, wo Frank Böttcher ermordet wurde. Gestern wurde Frank Böttcher auf dem Westfriedhof von Magdeburg beerdigt. Etwa 200 Menschen begleiteten seinen Sarg. Viele seiner Freunde aus der Punkszene waren dabei.

Morgen um 14 Uhr soll in Magdeburg mit einer Demonstration Frank Böttchers gedacht werden. Unter der Überschrift: „Gegen rechte Gewalt“ rufen hierzu nicht nur Gruppen aus dem linken Spektrum auf, auch die Landesregierung, Kirchen, Gewerkschaften und Parteien sind dabei. Nur der CDU-Landesvorstand distanziert sich von der Demonstration. Eine solche Veranstaltung verstärke die Gefahr weiterer Eskalationen, hieß es.

Frank Böttcher fuhr in jener Nacht nach Olvenstedt, um sich in der Klinik eine kleine Handverletzung behandeln zu lassen. Ein Passant fand ihn später blutüberströmt an der Straßenbahnhaltestelle. In der nahegelegenen Klinik starb er kurz danach auf der Intensivstation. Auf der Hinfahrt sei er von glatzköpfigen Skinheads angepöbelt worden, hatte er den Krankenschwestern berichtet. Dies gehört in Olvenstedt seit langem zum Alltag. In den Tagen nach dem Mord kam es vereinzelt zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen aus dem rechten sowie dem linken Spektrum. roga