Achterbahnmäßig

■ Wolfgang Beckers „Das Leben ist ...“

Jan liegt mit seiner Freundin im Bett und kriegt keinen hoch. „Tut mir wirklich leid“, sagt er, packt seine Sachen und schusselt zur Tür raus. Dazwischengeschnitten Szenen von der Straße: brennende Barrikaden, Polizeisirenen. Berlin, dein Gesicht hat Sommersprossen! Draußen wird Jan von einem Mädchen umgerannt, das zwei Männer verfolgen; er schlägt die Männer nieder, die geben sich als Zivilbullen zu erkennen. Und dann – was soll er auch anderes tun? – nimmt Jan die Beine in die Hand und rennt dem Mädchen hinterher. Wolfgang Beckers Film „Das Leben ist eine Baustelle“ beginnt wie ein Erdbeben. Dann wird's wirr.

Jan, der Schlachtergeselle, verliebt sich in das Mädchen, wird arbeitslos, lernt einen Buddy-Holly- Fan kennen, sein Vater stirbt, und dann taucht noch eine schöne Griechin auf. Kaum hat man sich gefühlsmäßig auf das triste Proletariermilieu von Jans Familie eingestellt, zack, wird man in eine Komödie geschubst, um achterbahnmäßig in einer Beziehungskiste zu landen. Deckel zu, Patient tot.

Was den konfusen Film gelegentlich raushaut, sind Jürgen Vogel, der den Schlachtergesellen mit Augenringen und großer Zartheit spielt, und die Kamera von Martin Kukula: Berlin sehen und sterben. Ich lebe seit 12 Jahren in dieser Stadt und fand sie immer häßlich. Ich muß blind gewesen sein. see

„Das Leben ist eine Baustelle“. D 1996, 118 Min. Regie: Wolfgang Becker. Mit Jürgen Vogel, Christiane Paul u.a.

Heute: 20 Uhr Zoopalast; 23.2.: 12 Uhr Royal Palast; 18.30 Uhr Urania; 22.30 Uhr International