Finanznot in der „Einsiedelei“ ist nichts Neues

Für den privaten Kunstgenuß und für intime Empfänge ließ Zarin Katharina die Große während ihrer Regierungszeit (1762– 1796) einen Pavillon im „hängenden Garten“ des Sankt Petersburger Winterpalastes in ihre „Eremitage“ („Einsiedelei“) umwandeln. Die Wände schmückte sie mit jenen Kunstwerken, die die Regentin des russischen Reichs seit 1764 in großem Stil erworben hatte.

Heute ist die seit der Oktoberrevolution staatliche Eremitage neben dem Pariser Louvre, dem New Yorker Metropolitan Museum of Art und dem Madrider Prado eines der größten Museen der Welt: Mehr als zweieinhalb Millionen Gemälde und Zeichnungen, antike und orientalische Kunstwerke, Münzen, Waffen und Textilien bergen die Schauräume und die Depots.

Seit der Beschlagnahmung der berühmten Privatsammlungen Morosow und Schtschukin und der durch Stalin veranlaßten Schließung der sowjetischen Museen für moderne Kunst zählen zu den Beständen der Eremitage neben alten Meistern auch bedeutende Werke des 19. und 20. Jahrhunderts. Einige wenige dieser Werke wurden ins Ausland verkauft, so Ende der zwanziger Jahre van Goghs berühmtes „Nachtcafé in Arles“ an den New Yorker Sammler Stephen Carlton Clark. Empfindliche Einbußen mußte das Museum auch 1930 hinnehmen: Weil er auch damals dringend Geld benötigte, verkaufte der politisch wie ökonomisch isolierte Staat 21 Gemälde, unter anderem von Raffael, Botticelli, Van Eyck, Tizian und Vermeer für 6,6 Millionen Dollar an den damaligen Finanzminister der Vereinigten Staaten von Amerika, den immens reichen Kunstsammler Andrew W. Mellon.

Er erwarb sie privat, nicht für die Regierung der USA. Seit 1940 bilden sie den Grundstock der Altmeistersammlung der National Gallery of Art in Washington. sko