Hoffen auf Blume-Effekt

Volleyball: TuS Berne gewinnt 3:0 in Berlin. Die Zweitliga-Zukunft ist trotzdem ungewiß  ■ Von Oliver Lück

Völlig unbeachtet liegt ein Plakat vom vorigen Heimspiel auf dem Fußboden der Sporthalle Wandsbek: „TuS Berne gegen TVK Wattenscheid. 2. Volleyball-Bundesliga der Herren“ ist auf dem zerknitterten Papier zu lesen. Es war ein ganz gewöhnliches Spiel einer verkorksten Saison. Mit 1:3 unterlagen die Berner Volleyballer – zum insgesamt 15. Mal im 18. Spiel. Beim Tabellenletzten schwinden die Hoffnungen auf den Klassenerhalt.

Der TuS Berne könnte bald ein weiteres unrühmliches Kapitel in das Hamburger Volleyballbuch schreiben und den Weg in die Drittklassigkeit antreten müssen. In der Hansestadt nichts Neues. Nach dem Handball ist nun die nächste Mannschaftssportart dem leisen Untergang geweiht.

Wohl baggert mit dem Eimsbütteler TV ein weiteres Hamburger Team um Zweitligapunkte, allerdings dürfte nur eine Bundesligamannschaft dem Anspruch der Stadt bei weitem nicht genügen. „Das Image des Volleyballs ist ruiniert. Solange das Engagement von Politik und Wirtschaft nicht da ist, wird sich hier nichts mehr entwickeln“, prophezeit Günter Blume.

„Jetzt ohne Fehler“, feuert er seine Spieler im Training trotzdem immer wieder an. Der unermüdliche Ehrgeiz und die Wut über die vergangenen Wochen sind ihm anzumerken. Nach dreijähriger Pause setzte sich der ehemalige Coach des HSV, mit dem er zweimal deutscher Meister wurde, wieder auf die Berner Trainerbank. Seinerzeit hatte der 54jährige gerade den Aufstieg in die zweite Bundesliga geschafft, mußte dann jedoch wegen eines Herzleidens seine Tätigkeit beim TuS beenden.

„Ich habe damals das Versprechen gegeben zu helfen, falls es dem Verein sportlich einmal dreckig geht“, erklärt Blume sein jetziges Engagement. Die Wehmut in seiner Stimme ist nicht zu überhören. Er hängt mit Leib und Seele am Sport – und am TuS Berne, bei dem er trotz der prekären Tabellensituation eine solide Basis für Spitzenvolleyball sieht: „Der Vorstand sagt Ja zur Bundesliga und unterstützt die Mannschaft, wo er nur kann.“

Doch auch mit Blume, der den Anfang des Jahres aus beruflichen Gründen scheidenden Jörg Drevs ablöste, ist der Erfolg des Vorjahresfünften nicht zurückgekehrt. Der erhoffte Leistungsschub durch den „Blume-Effekt“ war bislang nur im Training erkennbar. „Das hatte sich vor allem die Mannschaft ganz anders vorgestellt“, verrät Teamkapitän Martin Kracke bedrückt. „Alle haben an den schnellen Aufschwung geglaubt“, sagt der bundesligaerfahrene Spieler, „doch ohne hartes Training über längere Zeit war das nicht möglich.“

Beim Abstiegskandidaten suchen inzwischen alle nach einer Erklärung. „Ich habe versucht, den Spielern ein neues, viel höheres Anspruchsniveau zu vermitteln, was jedoch nicht funktioniert hat. Manchmal komme ich mir vor wie in einer Hobbytruppe“, glaubt Günter Blume, daß es womöglich ein Fehler war, die Mannschaft zu übernehmen: „Ich habe in der augenblicklichen Situation mehr geschadet, als daß ich helfen konnte. Mit dem alten Trainer wäre die Lage vielleicht nicht so verheerend geworden.“ Nur zwei Sätze konnte der Zweitligist unter Blumes Regie gewinnen – bis vorgestern.

Doch seit Sonnabend sieht die Lage wieder besser aus. Durch ein 3:0 bei Olympia Berlin schlossen die Berner fünf Spieltage vor Saisonende zu Berlin und Wattenscheid auf. Am Wochenende steht nun das Derby auf dem Spielplan. Der Eimsbütteler TV schaut in Hamburgs Nordosten vorbei.