Verlegenheit vor dem „Silikonwunder“

■ „Pamela Anderson Kunstausstellung“ erklärt ein Sex-Symbol zur Kunst und bleibt weitgehend unerotisch

Pamela Anderson verkörpert im Grunde alles, was die Frauenbewegung jemals bekämpft hat: Die dümmste Sorte männlicher Frauenbilder und die verstümmelte Erotik operierter Präzisions-„Titten“. Doch die Superblondine beweist, daß auf diesem Wege noch immer am meisten Geld zu verdienen ist, und das wird nun sogar zur Kunst erklärt. Eine ganze Ausstellung, die ihrer Person gewidmet ist, wurde am Freitag in der Galerie Herold eröffnet.

Bekannt wurde Pamela Anderson mit der Fernsehserie „Baywatch“, wo sie vor allem im knappen Badedress durch das Bild zu hüpfen hatte. Dabei machte sicher nicht die schauspielerische Leistung ihren Erfolg aus. Dennoch: die Serie genießt große Popularität, wird in 142 Ländern gesehen, und verhalf Pamela zur Karriere als Pin-Up-Idol. Ein eigener Kinofilm floppte dagegen, denn in „Barbwire“ verstieg sich das Sex-Idol zu prolligem Vamp-Gehabe. Zur „Mae West der Popmoderne“ wollte es einfach nicht reichen.

Als vielschichtigere Figur wird Pamela Anderson nun in der Bremer Ausstellung präsentiert. Dreizehn KünstlerInnen versammelten sich mit rund 30 zusammengewürfelten Exponaten, die in Kritik, Ironie, Sarkasmus oder auch nur schlichter Begeisterung die Person zum Thema machen. Erstaunlich dabei ist, daß zum „amtlich geprüften Silikonwunder“ keine wirklich erotische Kunst entstanden ist.

Ausstellungsmacher O.C. Shultz ist tatsächlich ein Anderson-Fan, doch auch er übersteigert seine Leidenschaft zur Lächerlichkeit: Mit einer Barbiepuppen-Fotostory reflektiert er das Thema Körbchengrößen in beinahe apokalyptischer Weise. Ein lustiger Supertittenbausatz kann schon für 26 Mark an die Frau gebracht werden. Derart preisgünstige Kunst zum Mitnehmen produziert auch Udo Steinmann: Die virtuelle Oberweite als Bildschirmschoner mit dem Anderson-Zitat „Don't call me Babe!“ oder Computer-Ikonen mit Pamela als Göttin der Fraktale.

Die Mischung der Ausstellung ist schräg, wie auch sonst das Programm der Ateliergemeinschaft Herold. Comix hängen neben bemalten Lampenschirmen, Postkarten neben Ölschinken, dazwischen ein bißchen Popart, die so „unpop“ ist wie das diesjährige Warhol-Revival im Film. Greift die Trashwelle nun auf das altbewährte Pfui-Thema zurück, weil Flohmarkt-Fundstücke langweilig werden?

Die Initiatoren verwehren sich dagegen. O.C. Shultz erklärt, in erster Linie die prüden Tabus der Subkultur brechen zu wollen. Doch gerade die Arbeiten der männlichen Ausstellungsmacher verraten ein gewisses Maß an pubertärer Verlegenheit. So werden obzöne Ideen hinter komplizierten Versuchsanordnungen versteckt, wie bei einem „Strafraum-Tryptichon“ von Andreas Schwarzkopf. Weitaus unverkrampfter wirken dagegen die Beiträge der beteiligten Damen: Die „Tittenseife“ von Carola Beismann bringt auf den Punkt, worum es hier geht und ist gleichzeitig das Sinnlichste unter den vielen Ausstellungsstücken. Die Installationen von Prisca Streit sind ebenfalls rabiat und keineswegs spaßfrei. Sie hält den Herren einfach einen erigierten Spiegel vor's Genital. Oder sie hängt „Jedermanns Brüste“ am Kleiderbügel an die Wand – für den Tag, an dem sie nicht mehr gebraucht werden. Helene Hecke

„Die Pamela Anderson Kunstausstellung“ bis zum 5. März in der Galerie Herold, Neustadtswall 61a; geöffnet di und mi von 14 bis 16 Uhr, do und fr von 10 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung unter 32 71 98