Auf die Verpackung kommt's an

■ Bahnfahrt schwer gemacht: Wer sperrige Mitbringsel als Reisegepäck aufgeben will, muß kreativ sein oder Auto fahren

Das moderne Reiseabenteuer fängt an, bevor die Fahrt beginnt. Da ist zum Beispiel die Bahn. Wer mit Gepäck reisen will, das vom Standardset Socken, Wäsche und Zahnbürste abweicht, muß sich auf manches gefaßt machen. Schon das elektronische Mitbringsel für den Bruder in Stuttgart fällt nicht mehr in die Zuständigkeit des Bahn-Kurierdienstes. Dessen Angebot, für 28 Mark ein maximal 30 Kilo schweres Stück Reisegepäck von Haus zu Haus zu liefern, gilt in diesem Fall nicht. Kühl und knapp kommt unter der Servicenummer 0180-3320520 der Bescheid: Ein Computer – obwohl weder zu groß noch zu schwer – wird nicht transportiert. Auch nicht als Sondergepäck. „Das entspricht nicht der Definition von Reisegepäck.“

Selbst wenn das gute Stück transportiert würde: Ohne Extra-Urlaubstag ist die Gepäckaufgabe beim Haus-zu-Haus-Service schlicht nicht zu schaffen. Spätestens von 14 bis 17 Uhr herrscht Anwesenheitspflicht zu Hause. Genauere Termine gibt es nicht. Warum? „Weil wir kein Taxiunternehmen sind“, maunzt die spröde Stimme ins Telefon. Schließlich reist das Bahngepäck auf den festen LKW-Routen des EMS-Kurierdienstes. Da gibt es wenig Verhandlungsspielraum – nur Alternativen: „Wenden Sie sich an den Frachtschalter.“ Die Nummer stehe im Telefonbuch.

Von wegen. Bei der Bahntrans, dem Frachtunternehmen der Deutschen Bahn, ist man schließlich freundlich und hilfsbereit – doch das hat seinen Preis: Das maximalzehn Kilo schwere Reisegepäck-Paket kostet hier rund 60 Mark von Haus zu Haus, sprich von Bremen nach Stuttgart. Unabhängig vom Zugticket. Der Service ist für Berufstätige im Alltag allerdings ebensowenig genießbar. „Im Laufe des Tages wird abgeholt“, heißt die Devise. Was bedeutet: Zu Hause bleiben, bereit sein. Ohnehin rät die Stimme am Telefon davon ab, diesen Dienst für einen PC in Anspruch zu nehmen. Der Grund: Bahntrans macht Stückguttransport auf Paletten, ist also eher fürs Grobe – für Motorenteile zum Beispiel.

Wenn der PC nun unbedingt mit muß: Man nehme eine große Reisetasche und verpacke das gute Stück sorgfältig. Schwupp, mutiert das Frachtgut zum Reisegepäck. Denn Koffer und Reisetaschen werden auf jeden Fall transportiert – solange der Inhalt unbekannt bleibt und Fahrkarte samt Gepäckbon vorliegen.

Allerdings wird empfohlen, auf zerbrechliche Gegenstände zu verzichten. Wegen der automatischen Gepäckabfertigung. Wenn da ein Koffer drauffällt, ist die Freude beim Auspacken groß. Was die Haftung betrifft: Dem Pressesprecher der Deutschen Bahn ist der Inhalt egal. Bis 2000 Mark sei alles versichert, sagt Burkhard Ahlert.

Alles schön und gar nicht gut. Der gepriesene Bahnservice glänzt mit Untugenden. Teuer, umständlich, auch unfreundlich und nicht besonders ökologisch.

Was ist also zu tun? Ein Anruf bei der Autovermietung hilft weiter: Der Mietwagen von Bremen nach Stuttgart kostet nur einen Hundertmarkschein, Benzin schlägt mit 80 Mark zu Buche, das Ganze gilt für ein Wochenende von Freitag bis Montag, das Vehikel kann sogar am Ziel abgegeben werden.

Was will man mehr? Sogar der Alleinfahrer spart rund 100 Mark – bei einem Bahnpreis von 210 Mark plus Gepäckbeförderung, die immerhin zusätzliche Moneten verschlingt.

Wer wagt da noch zu sagen: Eine Bahnfahrt, die ist lustig? cha