Anschlag gegen „Flatowallee“

■ Kurz nach der Einweihung wurde Straßenschild übersprüht

Rote Farbe auf dem Straßenschild „Flatowallee“: Stunden nach der offiziellen Umbenennung der Reichssportfeldstraße in Flatowallee wurde der Namenszug Flatow auf dem Straßenschild übersprüht. Die Initiatoren der Umbenennungsinitiative schließen einen antisemitischen Anschlag nicht aus. „Es wurde nur das Wort Flatow besprüht, nicht das Wort Allee“, sagte ihr Vertreter Otto Eigen gestern gegenüber der taz.

Die Initiative erstattete Anzeige wegen Verunglimpfung Verstorbener, Sachbeschädigung und Diebstahl. Denn in der Nacht von Freitag auf Samstag wurden an der Ecke Dickensstraße/Heilsberger Allee zwei Straßenschilder „Reichssportfeldstraße“ entwendet. Gottfried Arend von der Initiative „Flatowallee“ vermutet hinter alldem einen „Racheakt gekränkter Bürger“. Und: „Ich kann mir vorstellen, daß die Schilder von Militaristen geklaut wurden, die ein Andenken an die Straße haben wollten.“

Erst am Freitag war die Reichssportfeldstraße nach den beiden Turn-Olympiasiegern von 1896, Adolf und Gustav-Felix Flatow, benannt worden. Die beiden im Konzentrationslager Theresienstadt umgekommenen Sportler waren jüdischer Herkunft. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit um die Umbenennung. Nachdem die BVV Charlottenburg 1994 beschlossen hatte, der Reichssportfeldstraße den Namen Flatowallee zu geben, hatten Anwohner dagegen mobil gemacht. „Wir wurden gefragt, warum wir der Straße ausgerechnet einen jüdischen Namen geben wollen“, erinnert sich Otto Eigen an erste antisemitische Tendenzen. Die Schändung des Straßenschildes komme für ihn daher nicht unerwartet. Die Bündnisgrünen in der BVV Charlottenburg haben das Bezirksamt aufgefordert, „umgehend strafrechtlich gegen die Täter vorzugehen“. Es handle sich nicht nur um eine Sachbeschädigung, sondern um eine Verunglimpfung Verstorbener. Jens Rübsam