Gasgetriebene Senatorin

■ Warum ein billigerer Dienstwagen teurer ist, aber dann doch umsonst

Christine Wischer ist Umweltsenatorin und von daher schon ziemlich öko. Die Frau fährt so oft sie kann Straßenbahn, aber oft ist eben nicht immer. Schließlich verwaltet sie ein Monsterressort, und da wird man mit Terminen zugeschmissen. Kurzum: Christine Wischer braucht einen Dienstwagen. Kein Problem, den haben schließlich alle bei Senatens, Reinhard Hoffmann, Chef der Senatskanzlei hat als einziger Staatsrat auch einen, und Bürgerschaftspräsident Reinhard Metz auch. Mercedes, Modell 280 E, vollfett quasi. Zu fett, fand die Umweltsenatorin schon letztes Jahr.

Also startete Christine Wischer einen Versuch, ob es denn nicht ein wenig bescheidener geht. Um das Ergebnis gleich vorwegzunehmen: Es geht nicht. Das senatorielle Dienstwagenwesen ist nämlich hochpolitisch geregelt, in einem Rahmenvertrag der Bundesregierung mit Mercedes. Da steht drin, daß Minister 280er Mercedesse zu fahren haben, drunter geht nicht. Dafür räumt der Hersteller Supersonderkonditionen ein und kauft die Wagen nach einem Jahr zu einem guten Preis zurück, auf daß wieder ein neues Modell bestellt wird. Ein kleineres Auto ist so per se kein „Ministerwagen“, erklärt Senatssprecher Thomas Diehl, und das kostet dann mehr als der große. Die Regelung betrifft übrigens nicht allein Mercedes sondern auch alle anderen Hersteller, die auch gerne per Minister für ihre Nobelkutschen werben. Aber die kommen am Mercedes-Standort Bremen schon aus symbolisch-politischen Gründen nicht in Betracht.

Keine Chance für Wischers Öko- Sparvorstoß. Aber jetzt wird doch noch alles gut, und das kam so: Als im letzten Jahr Wirtschaftssenator Hartmut Perschau eine Gas-Tankstelle an der Neuenlander Straße eröffnete, da kam es nebenbei zu einem kleinen Plausch mit Mercedes-Oberen. Die erzählten, daß demnächst ein 230er Mercedes auf den Markt kommen wird, der sowohl mit Benzin als auch mit Gas fahren kann. Das fand Perschau interessant, und es wurde verabredet, daß der Senat so ein Modell mal testen könnte. Man ahnt schon, das ist der Ausweg für die Umweltsenatorin. Fährt der Wagen auf Gasbetrieb, kommt aus dem Auspuff nur ein Bruchteil der Schadstoffe, die da sonst entweichen. Und das beste: Die Senatorin kriegt den Wagen für ein halbes Jahr umsonst, als Testfahrzeug. „Dem Charme dieses Angebots konnten wir uns nicht entziehen“, sagt Wischer-Sprecher Holger Bruns-Kösters.

Nachtrag Nummer eins: Der Neupreis für den Gas-Benzin-Wagen liegt für Normalsterbliche bei 66.800 Mark.

Nachtrag Nummer zwei: In der letzten Legislaturperiode hatten drei SenatorInnen auf einen eigenen Dienstwagen verzichtet: Henning Scherf, Helga Trüpel und Ralf Fücks. J.G.