Der moderne Mann fürchtet die Liebe

■ Freundlichkeit, Unverständnis und Kälte, dazwischen beherrschen Männer nichts

Was wollt ihr? Ihr perfekten Gesellschaftskonformen, die ihr nicht gesellschaftskonform sein wollt, obwohl ihr ständig Dinge tut, damit man euch nicht für minderwertig oder blöd hält. Altklug redet ihr davon, eure Gefühle zeigen zu können, und meint damit doch nur, daß ihr ohne Zögern auf die Frau zugehen könnt, die ihr attraktiv findet. Hat das nicht mehr etwas mit Trieb, als mit Gefühl zu tun? Oder sind die Begriffe undifferenzierbar verknüpft? – Nein! – Das wäre euch gerade recht, aber so einfach ist das nicht. „Locker machen...“, alle sollen sich mal locker machen, aber was ist, wenn ihr verletzt werdet? – Nein, werdet ihr nicht – denn ihr seid euch selbst genug – könnt alleine leben, aber nur solange es noch gesellschaftskonforme Frauen gibt.

Wir werden immer wieder auf euch reinfallen, auf die jungen, intelligent daherredenden Studies, die sich für intelligent, flexibel und kreativ halten, das aber keineswegs sind. Oder ist es kreativ, eine Frau in einen Berg aus Kochtöpfen zu setzen, um dann fotografisch das meiste aus diesem Bild herauszuholen, wie man dies mit jedem Bild tun müsse, ob Topf oder Frau. „Jeder Topf findet seinen Deckel!“ – Das paßt in euer Weltbild...

Ihr seid ignorant und auf dem total falschen Pfad. Immer das gleiche: – Die Frau von ihrem Fehler überzeugen, sie sei zu passiv, zu zurückhaltend, sie spiele die Verletzliche, Kleine, Schutzsuchende. Ja, diesen Fehler könnt ihr jeder einreden, scheinbar offen und verständnisvoll. Aber kaum eine Frau kommt auf den Gedanken, eure Fehler zu suchen – die sie eigentlich anspringen müßten.

– Zum Beispiel euer wenig flexibler Gesichtsausdruck, der die drei Gefühle: Freundlichkeit, Unverständnis, Kälte und nichts dazwischen mimt. Zuerst kommt die Kälte, wie ein Schutzschild, um niemanden hinter die Maske schauen zu lassen, dann, wenn ihr meint, Freundlichkeit sei eine gute Investition, um einen netten Abend mit einer erstaunten Frau zu verbringen, kommt die Freundlichkeit.

Das Unverständnis ist der Schutz davor, die Frau am Ende doch zu verstehen und ihr so Gefühle entgegenzubringen. Wird es zu heikel, folgt die Kälte, die sich dann wie bei einer Ampel mit den anderen beiden abwechselt. Damit meint ihr euch dann in Grenzsituationen zu begeben und hofft, die Normen und Werte total zu durchbrechen, nur weil ihr den Frauen anbietet, doch mal aktiver zu werden, mal was zu tun, sich locker zu machen, so wie ihr seid zu werden, total locker und frei. – Ja, das haben wir uns schon immer gewünscht...

Wie frei ihr seid, sieht man ja daran, wie offen ihr euch untereinander über eure Gefühle austauscht. Ja, Männer werden selten persönlich, jemand könnte ja ihre Gedankengänge in Frage stellen, alles über den Haufen werfen.

– So sind sie in ihrer Erstarrung etabliert. Auf der Suche nach der Traumfrau, die alle Qualitäten haben muß: klug, schön, familiär! Das Idealbild, das euch die Gesellschaft vorspielt und das ihr dankbar annehmt. – Kein Wunder! – Aber da ist der Fehler, den ihr macht, der Widerspruch, der in eurer so ausgeklügelten männlich strategischen Lebensphilosophie steckt. Ihr versteht einfach nicht, um was es im Leben geht, es ist mehr als gut aussehen, beliebt sein, als Konsumenten der Girlie-Bewegung, ohne dies zu erkennen. Warum seid ihr in dieser Machtposition? Warum redet ihr davon, Hausmänner werden zu wollen, trotzdem berühmt natürlich, wie naiv seid ihr eigentlich?

Cleverness: die emanzipierte Frau als Geldquelle, ja, ja ... einfach – bequem – praktisch, glatt und ohne gefährliche Ecken und Kanten. Und doch ist euer größtes Problem die Angst, Gefühle zu zeigen, die Unfähigkeit, natürlich zu sein, und die Ignoranz anderen gegenüber, denn ihr fürchtet im Grunde, verletzt zu werden.

– Ihr fürchtet die Liebe, weil ihr Angst vorm Leben habt. – Ihr sucht Grenzsituationen, und wenn ihr sie findet, flüchtet ihr euch in eure Fähigkeit, euch selbst genug zu sein. Ihr verschließt euch vor der gefährlich weiblichen Außenwelt, zieht euch dann wieder mit männlicher Ignoranz und der Ampel- Maske in die Gesellschaft der Erstarrung zurück, die trotzdem ein großes Chaos der Vergänglichkeit ist.

Gelobt sei, was zart macht. Carolin Seitz