Klangwanderungen

■ Die weibliche Vokalformation Zap Mama verlegt die Zahlenmystik der Pygmäen in die Soul-Metropolen

Es geht um Zappen. Wie der Bandname schon sagt, betreibt die in Belgien beheimatete Vokalformation Zap Mama eine klangliche Umsetzung dieser unsteten Fern-seherfahrung. Da Marie Baulne, der aus Äquatorialafrika stammenden Hauptstimme, fünf weibliche Stimmen nicht genug Programmvielfalt versprechen, wurden auf der aktuellen Veröffentlichung, 7, noch Stimmen aus Dänemark und Jamaika eingepaßt. Mit dem burundischen Sänger Rémy Watanga und den Gastauftritten von Spearheads Michael Franti sowie dem Toaster U-Roy kommen erstmals auch Papas zu Wort. Ferner wird diese vielstimmige Mannschaft von Gitarre und Baß begleitet.

Damit ist der Klangteppich ein bißchen dichter und metropolitaner geraten. Nur wenn sie die „New World“ herbeisehnen, in der Tibeter mit Pygmäen zur elektrischen Orgel tanzen, tappen Zap Mama im weltmusikalischen Allerlei. In der Regel geraten ihnen die Vokalparts kurios genug, um sich wohltuend von manchen einfachen Ethnoweisen abzuheben.

Bei ihrer letzten Veröffentlichung Sabsylma, was inetwa „Wie heißt du?“ bedeutet, ging es Zap Mama noch um eine ironische Rekonstruktion von dörflichem Leben, samt Hundegebell und Schweinequieken. Erst am Ende kommen großstädtische Erfahrungen zum Zug, die gleichzeitig kritisiert werden, indem Autounfälle akustisch nachgestellt werden. An diesem Punkt machen Zap Mama auf 7 weiter.

Der Titel soll als vorläufiges Resumée verstanden werden, denn vor sieben Jahren ist das erste Album von Zap Mama erschienen. Aber auch als Reverenz an die Pygmäen, die Marie Baulne und ihrer Familie vor Jahren Schutz vor den Katangarebellen boten. Die Pygmäen glauben, daß der Mensch nicht fünf, sonderen sieben Sinne besitzt: der sechste ist das Gefühl, der siebte, über den nur wenige verfügen, ist die Kraft zu heilen.

Diese Zahlenmystik wird allerdings von Zap Mama geschickt in die großstädtische Welt aus Telefonen und Joggern transportiert. Dafür sorgen auch die überraschend orchestrierten Soulparts, die immer auch das betonierte Jammertal mitschreiben. Vielleicht haben Zap Mama darüber ein wenig von ihrer Unschuld verloren, doch an diese Stelle ist eine wiedersprüchliche Klangwelt aus Joggern in Timbuktu getreten. Volker Marquardt Do, 27. Februar, 20 Uhr, Kamp-nagel