Respektabler Fortschritt

■ Das Ulmer Duo Kinderzimmer Productions erweist sich auf seinem Debüt „Im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit“ als schnell im Kopf

Die Kinderzimmer Productions aus Ulm verstehen etwas von der Leichtigkeit des Ausdrucks. Auf bisher zwei Platten verhandeln der DJ Quasimodo und der MC Textor, wie man von der Frage, wie es einem geht, zu der Frage kommt, was man vorhat. Beide Fragen erschlagen den MC nicht.

Der MC Textor geht davon aus, daß Antworten etwas sind, daß man von Christen erzählt oder mit einem drohenden Unterton von anderen nahegelegt bekommt.

Kinderzimmer Productions sind melancholisch und klar. Sie sind erfindungsreich beim Sprechgesang, schnell im Kopf und träge, wenn es darum geht, im Zeichen des mündigen Vernünftelns binsenweise zu werden.

Anders gesagt: Wer Kinderzimmer Productions hört, kommt nicht nur darauf, sich zu überlegen, was einen hier und dort stört. Kinderzimmer Productions kann man hören und darauf kommen, bei bestimmten Angelegenheiten nicht mitzumachen. Diese Angelegenheiten umfassen ein wirklich weites Feld zwischen allgemeinem Fortschritt und der Option, respektabel zu werden.

Beides führt zu dem einen Ziel, ruhig und in Ruhe gelassen zu werden. Und sich nicht in Reimen an sich selbst zu wenden: „Fließt, trifft oder trieft das wie türkisches Gebäck vor Honig?“

Zum Konzert, bei dem die Gruppe ihr Album Im Auftrag ewiger Jugend und Glückseligkeit vorstellt, läßt sich etwas grundsätzlicher sagen: Manchmal scheint eine Menge klar, weil genug Bücher, Platten und ein paar gemalte Bilder das eigene wankelmütige Herz mit dem hungrigen Kopf darüber mit Definitionsangeboten für frei wählbare Zeiträume umgeben. Da kommt schon mal der Gedanke auf, daß es das jetzt gewesen sei. In dem Sinne, daß es nichts mehr zu tun gibt, daß Lebenseinstellun-gen, Bücher und Platten abschließend für wert befunden und plausibel geworden sind.

Aber so plausibel, daß man dabei plötzlich ganz ruhig bleibt. Denn man geht etwas stur davon aus, jetzt das Maximum von dem mitgekriegt zu haben, was an Verbesserungen der Jugend, des Auftrags der Jugend sowie an Verbesserungen bei der Arbeit an der Glückseligkeit möglich ist. Es folgt die Einsicht, daß die Party vielleicht irgendwo weitergeht, es aber nichts mehr so richtig zu feiern gibt.

Kinderzimmer Productions vermitteln das Gefühl, daß man sich die Party halt gut überlegen muß. Denn solange die falschen Ideen die Partys geben und nur Binsenweisheiten einladen, kriegt keiner Lust, dorthin zu gehen. Es scheint wahrlich so: Diese Band hat etwas vor.

Kristof Schreuf

Do, 27. Februar, 21 Uhr, MarX