Das Kriegen und das Habenwollen

■ Das Theater Triebwerk zeigt in Heinrich der Fünfte Kindern, wie Kriege entstehen

Sollen Kinder etwas von Kriegen mitkriegen? Sie werden zwangsläufig mit ihnen konfrontiert, sagt Erik Schäffler vom Theater Triebwerk. Ob im Fernsehen oder im Sandkasten: Gewalt sei schon beinahe Alltag. Darum sei es sinnlos, Krieg vor Kindern verstecken zu wollen. Es käme nur auf die richtige Erklärung an.

Um die wird in Heinrich der Fünfte gerungen, einer Neufassung des Shakespeare-Stücks von Ignace Cornelissen. Die Produktion des Theater Triebwerk will Kindern ab acht Jahren erklären, wie aus Neid, Habgier und Eitelkeit Konflikte entstehen und sich steigern können. „Es geht um den Moment, in dem aus dem Spiel Ernst wird“, meint Hauptdarsteller Schäffler, „um den Augenblick des Nicht-Mehr-Zurück-Könnens.“

In diese Position manövriert sich Heinrich V., der junge König von England. Seine Kasse ist leer, in der Burg regnet es durchs Dach. Statt die kaputte Residenz reparieren zu lassen, fällt ihm eine verhängnisvolle Lösung ein: Er könnte Frankreichs Staatsschatz plündern. Die französische Krone steht ihm sowieso zu, wenn auch nur über Dutzende entfernter Verwandter. Ob es einfacher wäre, die Prinzessin zu heiraten? Die beiden mögen sich, aber die geplante Hochzeit stößt auf Schwierigkeiten – es gibt noch einen anderen Bewerber um das Land, die Frau und den Schatz. Die Kontrahenten entfesseln eine grausame Schlacht. Es ist der erste Kampf des hundertjährigen Krieges, an dessen Ende niemand mehr wußte, worum das Gemetzel eigentlich angefangen hatte.

Die Komplexität der Historie wird zwar nicht ausgeblendet, aber es geht um die Mechanismen und Motive des Krieges, nicht um Fakten und Jahreszahlen. Die Inszenierung von Franziska Steiof sei „sehr einfach, naiv“ gehalten, sagt Schäffler. Die Beschränkung auf wenige Motive mache das Stück leicht durchschaubar. Die Kinder begleiten die Figuren, lernen sie kennen und identifizieren sich mit dem Helden. Über die merkwürdigen Unstimmigkeiten in Heinrichs Verhalten stolpern sie dann selbst – ein pädagogischer Zeigefinger ist da nicht nötig. Eingebettet in eine spielerische Erzählung wird die Realität des Krieges dargestellt, ohne Blut und Brutalität zeigen zu müssen.

Barbora Paluskova Premiere: Mi, 4. März, 11 Uhr, Kampnagel, k2