Unterm Strich

Schimpf und Schande haben wir in der Berlinale-Berichterstattung auf uns gezogen, weil uns einige der vergebenen Preise weggerutscht waren:

So bekam beispielsweise den Teddy für den besten Filmessay die amerikanische Regisseurin Yvonne Rainer für „Murder and murder“; den Teddy für den besten Kurzfilm erhielt „Heldinnen der Liebe“ von Nathalie Percillier und Lily Besilly. Den Leserpreis der Siegessäule bekam „All over me“ von Alex Sichel. Die Kirchen der ökumenischen Jury zeichneten den Wettbewerbsfilm „Leneged Enayim Maaraviot“ (Mit den Augen des Westens)von Joseph Pitchadze aus.

Jutta Ditfurth hat den Düsseldorfer Econ Verlag auf 17.500 Mark Schadenersatz verklagt, weil er eine Restauflage von 2.000 Exemplaren ihres Buches „Feuer in die Herzen“ ohne ihr Wissen einstampfen ließ. Ihr Kölner Anwalt Winfried Seibert erklärte am Mittwoch auf Anfrage, der Verlag habe mit der unangekündigten Vernichtung gegen seine verlegerischen Pflichten verstoßen. Econ hätte Jutta Ditfurth Gelegenheit geben müssen, die Restauflage zu übernehmen. Das Buch, von der Autorin als ein „Plädoyer für eine ökologische linke Opposition“ beschrieben, war zuerst 1992 beim Carlsen Verlag erschienen, dann 1994 als Taschenbuchausgabe bei Econ. In der Klageschrift heißt es, ein Rechtsstreit zwischen Frau Ditfurth und der von ihr in dem Buch kritisierten Ökologisch-Demokratischen Partei habe dem neuen Econ- Geschäftsführer Jürgen Kreuzhage den „willkommenen Anlaß“ geliefert, das Buch fallenzulassen. Die Autorin habe sich in dem Streit verpflichtet, in dem Buch „weniger als eine halbe Zeile“ zu schwärzen. Nach Darstellung der Anwälte hätte Frau Ditfurth die Schwärzung ohne Schwierigkeiten übernehmen können.

Der Leiter des alljährlichen Theatertreffens, Torsten Maß, hat die Kritik an der diesjährigen Juryauswahl, wie Claus Peymann, August Everding oder Petra Kohse sie geäußert hatten (taz vom 19.2.), zurückgewiesen. Es handele sich bei der Auswahl nicht um eine „Nachwuchsbörse“, sondern darum, daß sich im Theater ein Generationenwechsel anbahne, dem die Jury eben konsequent Rechnung getragen hätte. „Es kann aber mitnichten davon die Rede sein“, so Maß, daß die großen Regiematadoren ein für allemal abgemeldet sind.“ Im letzten Jahr habe man Zadek eingeladen, und da könne dann im nächsten Jahr auch ein Peymann wieder dabeisein. „Jeder große Star wie Peymann ist bei einem Theatertreffen die halbe Miete und sorgt für den Glamour wie bei großen Filmfestspielen. Es ist aber auch nicht verwunderlich, daß große Intendanten und große Künstler, vor denen man sich verneigen muß, weil sie über Jahrzehnte großartige Inszenierungen abgeliefert haben, von den täglichen Kämpfen um das liebe Geld übermäßig beansprucht werden.“ (Hä?)