Kein Bock auf schwarze Zahlen

■ Krueger Apparatebau: Schenefelder MitarbeiterInnen besetzen ihren Betrieb, um Produktionsauslagerung zu verhindern

Ihre Stromabnehmer speisen die U- und S-Bahnen in Hamburg, London, Oslo oder Athen mit Elektrizität; ihre elektronischen Leuchttafeln schmücken weltweit Busse und Bahnen. Ein gesundes Unternehmen, das schwarze Zahlen schreibt. Doch die 85 Beschäftigten der Schenefelder „Krueger Apparatebau“ fürchten um ihre Arbeitsplätze. Gestern nachmittag haben sie eine zweitägige Betriebsbesetzung zunächst „ausgesetzt“.

1994 hatte der Münchner Konzern „Schaltbau“ die „Ertragsperle“ gekauft. Das Konsortium gehört der „Berliner Elektronik Holding“ (BEH); von den 1,8 Milliarden Mark Umsatz der BEH im vorigen Jahr steuerte Krueger allein 25 Prozent bei. Der Standort Schenefeld sei sicher, hatte „Schaltbau“-Boß Hans-Werner Feusser stets beteuert.

Deshalb witterten Betriebsrat und IG Metall nichts Böses, als ihnen im Dezember ein Umstrukturierungskonzept vorgelegt wurde: Der „Schaltbau“-Akustiksignal- Hersteller „Wenzel“ („zurückbleiben bitte“) aus Elmshorn sollte in das Krueger-Werk eingegliedert werden. „Das hätte Sinn gehabt“, so IG-Metall-Sekretär Uwe Zabel. Doch in den Verhandlungsbeginn platzte vorige Woche ein Fax aus München. Nunmehr sei alles anders: Verlagerung der Leuchttafelproduktion nach Wuppertal, Rausschmiß von 60 Beschäftigten.

Am Mittwoch – die Belegschaft hatte am Morgen die Arbeit niedergelegt, Tore und Ausgänge blockiert – kam „Schaltbau“-Finanzvorständler Albert Jonker nach Schenefeld. „Sie kriegen eine Antwort auf alle Fragen“, versprach er den aufgebrachten MitarbeiterInnen. Sein Angebot: 35 Metaller könnten nach Wuppertal, 17 zu Wenzel-Elektronik. Nur für sieben Leute gebe es noch keine Perspektive. Kaum hatte Jonker dies gesagt, kam der telefonische Rückpfiff aus München: Alles ungültig, Nachrichtensperre.

Fast die gesamte Belegschaft übernachtete daraufhin im Betrieb. Für heute hat sich der Schaltbau-Vorstand angemeldet. Zabel: „Die Aktion hat Wirkung gezeigt.“

Kai von Appen