Perlen vor die Säue

■ Alles frisch im Foyer: Das Stükke-Theater und sein neues Kabarettprogramm

Leuchtend gelb die Wände, blutrot der Samtvorhang und die Caféhaustische in zeitlos modernem Rohstahl. Das Kreuzberger Stükke-Theater wollte das Foyer nicht nur einfach Foyer sein lassen, hat einige Eimer Farbe investiert und sich eine zweite, kleine Bühnenfläche mit Caféhausambiente geschaffen: einen neuen Spielort für musikalisches Kabarett, Comedy, Performance und Chanson.

„Gerade in Kreuzberg fehlt es an Möglichkeiten für Künstler dieser Richtung, sich präsentieren zu können“, beschreibt Stükke-Macherin Stefanie Kuch-Steudemann die Situation. Denn nicht erst seit der Schließung des Unart-Theaters zum Jahreswechsel stellt sich für die Kleinkunstszene die Frage nach geeigneten Spielorten, die zum Beispiel auch über eine entsprechende technische Ausstattung verfügen. Besonders Nicht- Berliner KünstlerInnen haben es schwer, einen Fuß auf die hiesige Bühne zu bekommen.

In diese Lücke will nun das Stükke-Theater springen und sich im Laufe der nächsten Monate ein eigenes künstlerisches wie Publikumsprofil erarbeiten. „Schieres Amüsiertheater“ liegt ihnen fern, um so spannender, aber vor allem auch fruchtbarer empfindet Stefanie Kuch-Steudemann die neue Konkurrenzsituation zu Bar jeder Vernunft und BKA.

Sechs unterschiedlichste Produktionen im Grenzbereich von Musik und Theater wurden für die nächsten zwei Monate unter dem Titel „Joint Venture“ gemeinsam mit der Berliner Interpreten & Künstler Agentur ins Stükke-Theater eingeladen.

Den Anfang macht der derzeit an den Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach engagierte Schauspieler und Sänger Michael Frowin mit seinem Programm „dann & wann“. Ein kabarettistisches Solo über Beziehungsgeschichten zu Männern wie zu Frauen. Die Geschlechter und Personen – sie verschwimmen, und Michael Frowin wechselt souverän die Rollen wie die Stimmungen. Ein Abend mit eigenen Texten und Liedern, aber auch von Jacques Brel und Ernst Jandl bis zu Michael Ende und Alan Ayckborn (Vorstellungen heute und morgen).

Vorzugsweise um Männer dreht sich auch am 7. und 8. März alles bei dem Berliner Entertainer Gunnar König. In seinen „Männerliedern“ geht er mit ironischen Texten den geschlechtsspezifischen Eitelkeiten und Schwächen der Herren der Schöpfung auf den Grund und entlarvt nicht nur das Handy als Gerät zur modernen Ersatzbefriedigung. Sabine Schwarzlose gibt sich lasziv und operettenhaft mit ihrer One-Woman-Show „Perlen vor die Säue“, eine erotische Offenbachiade aus der Feder Peter Lunds von der Neuköllner Oper (21. bis 23.3.).

Ins gleiche musikalische Horn stoßen Wilfried Weber (Piano) und der Tenor Michael Senzig. „Wenn ich Richard Tauber wär“ nennen sie ironisch ihre Hommage an den großen Sänger und liefern zugleich auch einen immer wieder ironisch gebrochenen Blick hinter die Kulissen eines Liederabends. Schmelz und Charme, Komik und Kunst, und jede Menge schmalzig süßer, schön gesungener Lieder (13. bis 15.3.).

Michael Frowin und Nicole Neisses zeigen ihren Georg-Kreisler-Abend mit dem doppeldeutigen Titel „Gut zu Vögeln“ (28. bis 30.3.) Dorothee Dalg bringt Musical- und Jazzstandards (4. und 5.3.), und Pianist Christian Rannenberg, der sonst Bluesgrößen wie Sam Lay, Joe Kelly und Jimmy Rogers auf Tour begleitet, steht für zwei Abende (11. und 12.4.) ganz alleine im Rampenlicht. Axel Schock

Stükke-Theater, Hasenheide 61. Beginn der Vorstellungen jeweils 21 Uhr