Betr.: Ion Cioaba

Ion Cioaba wurde 1935 in dem südrumänischen Dorf Bailești geboren und wuchs unter den Kortorara, den nomadischen Roma, auf. Unter der faschistischen Militärdiktatur Antonescus wurde er 1940 zusammen mit seinen Eltern nach Transnistrien deportiert. Etwa 25.000 Roma kamen dort um. Cioaba hatte schon als junger Mann großen Einfluß auf die Kortorara und die Kalderasch (Schmiede). Er trat als erster einer Handwerkszunft bei. Im siebenbürgischen Sibiu (Hermannstadt) gründete er später eine Roma-eigene Schmiedezunft. Im September 1964 wurde er zum Oberhaupt der rumänischen Kortorara und Kalderasch gewählt. In den achtziger Jahren verhaftete ihn die Polizei, nachdem er sich beim Zentralkomitee der rumänischen KP über die Behandlung der Roma durch die Polizei und die Beschlagnahme von Gold beschwert hatte. Zu 19 Jahren Gefängnis verurteilt, kam er nach einem Jahr frei. Im September 1992 wurde er in einer pompösen Zeremonie zum König gekrönt. Von der Idee eines Königtums versprachen sich viele Roma größere Einheit in ihren eigenen Reihen. Die Funktion eines Souveräns oder obersten Vertreters der Roma übte Cioaba dennoch nicht aus, weil die meisten Roma in Rumänien und im Ausland seine Königswürde nicht anerkannten. KV Fotos: Reuters