Gucken und schlucken

■ Prostata! Beck & Co. eröffnet am Montag sein neues Besucherzentrum / 60.000 Biernasen jährlich erwartet / Herrliche Videoclips

„Der Schankraum ist letztlich dann doch der Höhepunkt.“Hinter den dürren Worten des Pressesprechers von Beck & Co., Peter Führing, versteckt sich die ganze Wahrheit des neu eröffneten „Besucher-Zentrums“des Bremer Bierbrauers: Es geht um gratis Allohol trinken bis zum Abwinken.

Um den Höhepunkt, den Schankraum für Brauereibesucher, herum hat Beck & Co. neben sein Verwaltungshaus an der Weser fürsieben Millionen einen Mini-Bierpalast gebaut. Für jeden Besucher gilt ab sofort: Erst fünf Mark zahlen, dann zwei Stunden durch die Marketingmühle vom Bierbrauer, und dann erst saufen. Dazwischen bißchen Führung durch Sudhaus und Pferdestall sowie Firmenvideos. Wer am Schluß nicht zur Familie gehört, dem ist auch nicht zu helfen. Diese Familie soll alljährlich um 60.000 Biernasen wachsen, so viele Besucher erwartet man; bisher schleuste man maximal knapp ein Viertel davon durch.

Solche Zahlen sind nur zu realisieren, wenn man im Tourismusgeschäft mitmischt. In Zukunft also gilt für Bremenbesucher: Ocean Park, Space Park, Beck & Co. Geplant ist, daß sich die Massen von der maritim aufgemotzten Schlachte über den Teerhof zum Bierbrauer wälzen.

Abgefüllt wird mit „Allohol“; zu essen gibt's nichts, nicht mal Salzstangen, damit nicht die umliegenden Gastronomen, sprich Beck's-Ausschenker, quietschen. Allerdings darf man noch reichlich Geld für Mitbringsel dalassen, für Gläser, T-Shirts, Kappen und anderen Markenkillefit, weil es ja heute so ist, daß die Menschen gern dafür bezahlen, Firmenwerbung rumtragen zu dürfen.

Die geschickte Dramaturgie der Führung steigert den Durst ins Unerträgliche; schließlich werden im hauseigenen Kleinkino mit 1a-Stereosound im Rahmen eines sich künstlerisch gebärdenden Video-clips so viele volle Biergläser gezeigt, daß die Besucher leise Seufzer ausstoßen. Doch ums Eck steht die Hochleistungszapfanlage, zwei, drei, gsuffa.

Wirklich neu für unsereinen ist die Nachricht, daß man seinen Besuch jetzt nicht mehr Monate vorher anmelden muß. Kommt der kleine Durst zwischendurch, voila: Man läßt das Gedöns über sich ergehen und - prostata! (wie sich der Berichterstatter nach vier Bieren auszudrücken pflegt). BuS