■ Vorschlag
: Wie geht's, alter Eierkocher – Gebrauchsgut im Werkbund-Archiv

Das Werkbund-Archiv braucht Geld. Deswegen hat es zusätzlich zur laufenden Ausstellung zwei „Museums-Wundertüten-Automaten“ aufgestellt und dies den „privatwirtschaftlichen Sektor des Werkbund-Archivs“ genannt. Es sind solche großen alten Automaten mit vielen Fächern, aus denen man sich früher gegen Entgelt ein paar Blumen oder eine Erfrischung holte. Auch das Werkbund-Archiv will Geld sehen, immerhin 5 Mark für eine Winzigkeit (zum Beispiel einen Fingerhut, aus dem ein Pflänzchen wächst), die jedoch mit einer Serienbezeichnung und einem launigen Kommentar veredelt ist.

Nur fürs Eintrittsgeld ins Museum kann man sich die Ausstellung ansehen: „Ohne Titel. Sichern unter. Unbeständige Ausstellung der Bestände des Werkbund-Archivs“. Im Flur hängen von der Decke bis zum Boden Stoffbahnen mit Abbildungen von Besenschränken und Kellerregalen, die voll mit abgelegtem Zeugs, Teppichklopfer, Porzellan, Militaria usw. sind. Im ersten Raum stehen vier große Stahlregaltürme, in denen sich verschiedene Gebrauchsgüter stapeln. Alte Staubsauger, Föne, Schreibmaschinen, die ersten Toaster und auch eine kleine Gemütlichkeit in Gestalt eines Lämpchens, auf deren bemaltem Schirm ein Hirsch fasziniert dem Waldbrand hinter sich zuschaut. Aber um so etwas zu sehen, braucht man nicht ins Museum zu gehen, zumal in Berlin. Jeder Trödelladen erzählt die Geschichte besser, und die Sachen sehen nicht mehr so fabrikfrisch aus, und man darf sie anfassen.

„Die Ausstellung ist sehr anziehend und interessant. Ich würde natürlich nicht wiederkommen“, hat „F.B.“ ins Besucherbuch geschrieben und ambivalentes Unwohlsein auf den Punkt gebracht. Im letzten Raum hängen Folienstreifen von der Decke, in die kleine Eislöffel, ulkige Kulis und Barbiepuppen eingeschweißt sind. Von den Wänden gucken Tausende von verblichenen Porträtfotos darauf. Menschen kommen und gehen vor allem, aber Eislöffelchen aus Plastik bleiben? Das besticht. Leider sind die Gegenstände insgesamt zu sauber und aufgeräumt, um mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Katrin Schings

Werkbund-Archiv im Gropius-Bau, bis 2. Juli, Di.-So. 10-20 Uhr