■ Neue Wellen Ost
: Mehr Radio für weniger Geld

Die „Antwort auf die Sandkastenspiele eines apokalyptischen Reiters“ wollte SFB-Intendant Günther von Lojewski im Verbund mit seinem ORB-Kollegen Hansjürgen Rosenbauer gestern geben. Doch eigentlich waren die Pläne des MDR-Chefs Udo Reiter zur ARD-Reform (taz vom 26.2.) gar nicht das Thema. Trotzdem nahm von Lojewski die Gelegenheit wahr, sich erstmals von den Ideen seines MDR-Kollegen für einen Hauptstadtsender zu distanzieren. Eigentlich wollten Rosenbauer und von Lojewski die Neuordnung der Radiowellen verkünden (taz von gestern). Acht öffentlich-rechtliche Wellen werden ab der Funkausstellung im August in der Hauptstadtregion zu hören sein, eine mehr als bisher, und so viele wie sonst nirgends (in der brandenburgischen Ebene hört man nur fünf). Drei Wellen sind neu: Das ORB-Projekt eines „High Quality“-Radios, das Helmut Lehnert leiten wird, der bereits als Chef der ORB-Jugendwelle „Fritz“ reüssierte. Das neue Info- und Kulturradio wird eher Nachfolgestation des ORB-„Radio Brandenburg“ als des an die Wand gefahrenen SFB-Massenprogramms B 2 – beide Stationen werden eingestellt. Dazu gesellt sich eine Hochkulturwelle, die Wort und Musik (Jazz/Chanson) fifty-fifty mixt und aus der SFB- Kulturwelle SFB 3 entstehen wird. Schließlich die „Klassik plus“- Welle, die eine weitgehende Übernahme des anerkannten Hamburger „NDR 3“ mit lokalen Einsprengseln ist. Das ist nicht nur billig, sondern hält auch die Frequenzen. Es bleiben: „Berlin 88.8“ (Lokalwelle SFB), „Radio Multikulti“ (SFB) und das ORB/SFB-Projekt „Inforadio“ (künftig beim SFB) aus Berlin sowie die Landeswelle „Antenne“ und ein verjüngtes „Fritz“ aus Potsdam. Damit ergibt sich eine klare Teilung: Der SFB veranstaltet die Minderheitenspartenwellen, der ORB ist für größere und jüngere Hörerschichten zuständig. Das erzeugt bei SFB-Mitarbeitern Sorgen: „Keine jungen Hörer, keine Zukunft“, sagt einer. Doch letztlich gab das Geld den Ausschlag: Eine Million Mark will der ORB sparen, der SFB, der seinen Hörfunk ohnehin knapphält, sogar noch mehr.lm