Die EU will ukrainische Reaktoren

■ Die Kommission plant Investition in zwei Milliardengräber

Berlin (taz) – Die Europäische Kommission will in zwei ukrainische Atomreaktoren in Khmelnitski und Rovno (K2/R4) investieren, auch wenn dies ein finanzielles Fiasko bedeutet. Eine von den G-7-Ländern bestellte Kostenanalyse für die Projekte hatte ergeben, daß die Atombaustellen Milliardengräber für westliche Steuergelder werden dürften.

Ein Kommissionsvertreter, der nicht genannt werden wollte, erklärte jetzt, daß die finanziellen Gesichtspunkte bei einem Weiterbau von K2/R4 nun nicht mehr allein entscheidend seien. Man darf gespannt sein, welche Gründe für die Kreditzusage die Kommission nun anführen will. Es handle sich um „ein sehr heikles Projekt“, bei dem alle G-7-Länder ihre Interessen im Spiel hätten, nicht nur die EU, so der Beamte. Erst 1995 hatte die G 7 verhindert, daß der Konzern ABB in der Ukraine ein Gastkraftwerk anstelle von K2/R4 baut.

Die grüne Europaabgeordnete Undine von Blottnitz hatte die Kommission im Energieausschuß aufgefordert, zu ihren Atomplänen endlich Stellung zu beziehen. Doch der zuständige Vertreter Waeterloos blieb die Antwort schuldig, warum die Kommission bereits 30 Millionen Ecu (57 Millionen Mark) in die Projekte gepumpt hat, ohne die Wirtschaftlichkeit vorher zu prüfen. Auch Sicherheitsbedenken scheint die Kommission nicht zu haben. In einem vertraulichen Briefwechsel der EU-Kommissare Papoutsis und Van den Broek ist zu lesen, daß die Reaktoren K2 und R4 nur einen „technisch veralteten Sicherheitsstandard“ erreichen können. Peter Sennekamp