Albaniens Süden gibt sich kampfbereit und autonom

Saranda/Tirana (AFP/dpa/taz) Die Bevölkerung des Küstenortes Saranda im Süden Albaniens hat sich gestern von Tirana losgesagt und eine „autonome Gemeindeverwaltung“ gebildet. „Wir werden die Strukturen in diesem Ort selber wiederaufbauen und ein Beispiel für ganz Albanien werden“, kündigte ein Redner unter dem Jubel der Bevölkerung an. Saranda ist seit Sonntag ohne staatliche Organe. Unbekannte setzten das Polizeikommissariat, das Gericht und das Gebäude der Geheimpolizei Shik in Brand. Unterdessen rüsteten sich die bewaffneten Rebellen in der Hafenstadt Vlorä nach Augenzeugenberichten zum Kampf gegen die Armee.

In Vlorä wurden am Montag vier Albaner erschossen, als sie gemäß der Aufforderung des Parlaments ihre Waffen abgeben wollten. Die Opfer seien „von Terroristen exekutiert“ worden, teilte das Innenministerium mit. Insgesamt wurden damit in Vlorä seit Beginn der Unruhen sechs Menschen erschossen. Viele Menschen flohen aus der rund 70.000 Einwohner zählenden Stadt. Die Läden Vloräs waren nach Panikkäufen leer.

Die Armee besetzte gestern strategisch wichtige Stellungen entlang der Nationalstraße, die das Land vom Norden nach Süden durchzieht. Mit Ausnahme der Regierungszeitung Rilinja Demokratike erschien gestern in ganz Albanien keine Tageszeitung. Die Redaktionen hätten sich geweigert, ihre Artikel vor der Veröffentlichung der Zensur durch die Militärbehörden vorzulegen, hieß es in Tirana.