Zu Weihnachten ans Fließband

■ Arbeitgeberpräsident Hundt will freie Feiertage abschaffen

Düsseldorf (dpa/taz) – Nichts ist dem Arbeitgeberchef mehr heilig. Dieter Hundt wünscht, daß künftig selbst Heiligabend, Silvester und Rosenmontag gearbeitet wird: „Die Bezahlung von halben Feiertagen ist nicht mehr tragbar.“ Wer an diesen Tagen frei haben will, solle Urlaub beantragen.

Bei den Gewerkschaften stieß Hundt damit auf taube Ohren. DGB-Chef Dieter Schulte hoffte gestern, daß Hundts Äußerung nur ein „Ausrutscher“ gewesen sei. Auch die IG Metall nimmt Hundt nicht ernst. Was dieser als Verhandlungsführer für den Metall- Bezirk Baden-Württemberg nicht habe durchsetzen können, versuche er nun in seiner Funktion als Arbeitgeberpräsident, sagte IG- Metall-Sprecher Jörg Barczynski.

Hundt findet, wer die Arbeitskosten senken wolle, müsse auch „Einschnitte bei den tariflichen Lohnnebenkosten“ bejahen. Die freien halbe Tage zu Weihnachten und Silvester, im Rheinland außerdem auch am Rosenmontag, sind vielfach in Tarifverträgen festgeschrieben. Es gibt aber auch Branchen, in denen diese Tage offiziell als Arbeitstage zählen. Oftmals werden sie jedoch vorgearbeitet. Ganztägig frei haben etwa Bankbeschäftigte, Arbeitnehmer in der Energieversorgung in Nordrhein- Westfalen und im öffentlichen Dienst. Dort allerdings wurden mit den freien Feiertagen Arbeitszeitverkürzungen kompensiert.

Hundt hatte seinen Vorschlag via Bild polemisch begründet: „Bei 30 und mehr Tagen Urlaub im Jahr ist das doch nicht unsozial.“ DGB- Chef Schulte konterte lässig, der Arbeitgeberpräsident sei einfallslos: „Statt alte Gäule zu Tode zu reiten, sollte er lieber neue zäumen.“ Schulte, der in dieser Frage seine knapp neun Millionen Gewerkschaftsmitglieder hinter sich weiß, erinnerte daran, daß jetzt die Reform des Flächentarifvertrags aktuell sei. In diesem schwierigen Streit sei Hundts Vorschlag ein „Störmanöver“. roga