„Englisch ist erotischer“

■ Der Pianist Matt Monka singt und spielt sich in den Kneipen des Bremer Nordens die Stimme heiser und die Finger wund

Als Bar-Pianist will sich der 25jährige Matt Monka keine Blöße geben: „Wenn jemand einen Musikwunsch hat, darf ich nicht sagen, daß ich das Lied nicht kann. Neulich im 'Dacapo' wurde 'New York, New York' gewünscht, und ich hatte das gar nicht auf der Pfanne. Ich kannte natürlich die Gesangsmelodie und konnte mir ungefähr denken, wie die Akkorde gehen. Da hab ich als Text einfach irgendwas zusammengenuschelt,als wenn ich betrunken wär. Die Leute fanden das witzig, also hab ich's beim nächsten Konzert nochmal gemacht.“Inzwischen hat er den Text allerdings gelernt und harrt neuer Herausforderungen.

Matt heißt eigentlich Matthias und hätte es eigentlich nicht nötig, ganz alleine zu musizieren. An Bands mangelt es ihm nicht: Bei „Doxxs“singt und spielt er deutschsprachigen Soul-Pop, seine Hauptband ist seit drei Jahren „B-Tripe“. Trotzdem tingelt er seit letztem Sommer unermüdlich solo vorwiegend durch Nord-Bremer Kneipen. Denn darin sieht er den wahren Weg zur Selbstverwirklichung. „Alleine am Piano kann ich Songs spielen, die in einer Band nicht umsetzbar wären. Sowohl eigene Stücke wie Coverversionen aus den 60ern bis 90ern.“Außerdem sind Soloauftritte günstiger für die Karriere. „In Bremen-Nord bin ich mit zwei oder drei Konzerten zum Selbstläufer geworden.“Jetzt sollen auch andere Stadtteile in Angriff genommen werden. Im Viertel erklingen seine Tasten bereits regelmäßig: Jeden zweiten Freitag spielt Matt Monka passenderweise im „Piano“. Im nächsten Jahr wird vielleicht eine CD mit Begleitmusikern aufgenommen werden, eines Tages möchte Matt von der Musik leben können. Momentan läßt er sich vorsichtshalber noch zum Erzieher ausbilden.

Natürlich bringt das Auftreten in Kneipen nicht die uneingeschränkte Freiheit. „Wenn sich die Leute im 'Piano' unterhalten wollen, kann ich keinen Rock'n'Roll spielen. Im 'Tipple's' wollen die meisten Gäste Coverversionen hören. Im 'Dacapo' hingegen sind die Leute sehr offen für eigene Stücke.“Diese eigenen Stücke sind vorwiegend englisch getextet, weil es „eine erotischere Sprache“ist, und es geht „um Beziehungskisten“. Manchmal aber möchte er auch „die Mißstände in der Welt“geißeln, beispielsweise mit dem Stück „White Rose“über die AntifaschistInnen der „Weissen Rose“. Menschen, wie wir sie laut Monka auch heute noch bräuchten.

Seine erste Band hatte Matt Monka, der jahrelang in Bremen-Nord lebte und nun in der Neustadt wohnt, im Alter von 13 Jahren. Ihn, der schon immer für sich im stillen Kämmerlein gesungen hatte, wurmte es, daß er in jener Formation nur Keyboard spielen und nicht singen durfte. Das änderte sich mit der Band „Trez-M“, mit der er drei Jahre lang Deutschrock intonierte. Später sang er mit seiner Schwester Background bei „Off-Limits“, aus denen inzwischen „Doxxs“wurde.

Vorbilder benennt Monka ungern. Von Elton John hört er gerne die Balladen, hat aber auch Platten von David Bowie und Peter Maffay. „Die erste Platte, die ich mir gekauft habe, war 'Ich will leben' von Maffay. Von meinem eigenen Taschengeld; stolz wie Oscar. Da hängen immer noch Erinnerungen dran, aber ich kann nicht sagen, daß Peter Maffay mich inspiriert.“

Andreas Neuenkirchen