Große Ambitionen in Farmsen

■ Die Spieler der Hamburg Crocodiles haben den Aufstieg in die zweite Liga so gut wie sicher: Hamburg bald Eishockey-Hochburg oder nur Strohfeuer?

Traumtänzer, die nach den Sternen greifen? Gutgelaunte Optimisten oder aber der Versuch, Hamburg aus seiner Eishockey-Provinzialität zu befreien? Die Ziele jedenfalls sind hoch gesteckt: In nur vier Jahren will der EHC Hamburg der höchsten deutschen Spielklasse angehören, der DEL.

Die viertklassige Regionalliga Nord-Ost schlossen die Hamburg Crocodiles als norddeutscher Meister ab und stehen mit 15:1-Punkten in der Qualifikations-runde zur zweiten Liga als Aufsteiger so gut wie fest.

Nach nur einer Niederlage in Wolfsburg und einem Unentschieden gegen Nordhorn während der gesamten Saison reichen jetzt zwei Punkte aus den verbleibenden vier Aufstiegsspielen, um die erste von drei Hürden Richtung Oberhaus zu nehmen.

Den drei Konkurrenten haushoch überlegen – der „Geheimfavorit“Erfurt wurde 13:0 geschlagen – zweifelt niemand mehr daran, daß spätestens am Sonntag im Heimspiel gegen Nordhorn die Entscheidung fällt.

Die Aufbruchstimmung beim EHC, der eine Sparte des Farmsener TV ist, verwundert deshalb nicht. Torjäger Mark Franks setzte trotz zahlreicher Angebote von DEL-Mannschaften mit seiner Vertragsverlängerung ein deutliches Zeichen. „Langfristig planen und mit den Crocodiles in die erste Liga“, begründet der Kanadier seinen Entschluß und verweist auf ein intaktes sportliches und menschliches Umfeld.

Dazu gehören auch seine Sturmpartner Pat Ryan und Jeff Herman. Franks' Landsleute bleiben dem Verein ebenfalls für die nächste Saison erhalten, die „Tic-Tac-Tor-Line“, wie sich die drei Nordamerikaner nennen, somit bestehen.

Grundlage für die sportlichen Erfolge waren ebenfalls die Verpflichtung des bundesligaerfahrenen Trainers Gordon Blumenschein und des ehemaligen Nationalspielers Horst-Peter Kretschmer als Manager. Weitere Verstärkung: Fabian Ahrens, der vom DEL-Club Wedemark zurückkehrte.

Maßgeblich beteiligt an dieser Entwicklung ist der Immobilienkaufmann Klaus-Peter Jebens, der auch schon als Sponsor beim HSV tätig war. Er schied im Streit und suchte sich beim EHC ein neues Betätigungsfeld.

Rund 800.000 Mark beträgt derzeit das Budget, ein Drittel mehr ist für die zweite Liga eingeplant: „Der Etat für die nächste Saison steht schon jetzt“, versichert Manager Kretschmer. Für die DEL wäre mindestens das vierfache nötig. Der Aufstieg hat halt seinen Preis: Für die DEL kann man sich nicht sportlich qualifizieren. Nur Mannschaften, die über die nötigen Millionen verfügen, dürfen in der DEL antreten.

Doch das ist ohnehin Zukunftsmusik. Zahlreiche Konkurse und gescheiterte Pläne – jüngst der HSV – zeigen, daß sich nicht alle Hoffnungen erfüllen müssen. Trotz zahlreicher Werbeaktionen und einer professionellen Öffentlichkeits-arbeit samt eigener Stadionzeitung finden nach wie vor nur durchschnittlich 1 200 Besucher den Weg in die Eissporthalle Farmsen.

Auch für die Spieler ist nicht alles eitel Sonnenschein. Lediglich drei äußerst unattraktive Trainingszeiten stehen zur Verfügung. Aber vielleicht ändert sich das ja nach dem Aufstieg.

Andrea Svajger

EHC Hamburg – Nordhorn, Sonntag um 19 Uhr, Eissporthalle Farmsen, Berner Heerweg