Maus auf Fußbetrieb

■ Computerfreaks bis Ratten-Liebhaberinnen: 88 Experimente bei „Jugend forscht“

Dutzende von Jugendlichen durften sich diese Woche frei auf dem sonst streng unter Sicherheitskontrolle stehenden Betriebsgelände der Dasa am Bremer Flughafen bewegen, Preise hagelte es dann gestern: 180 Jugendliche hatten am Montag 88 Projekte im Rahmen des Landeswettbewerbs „Jugend forscht“aufgebaut, gestern war die Öffentlichkeit zur Preisverleihung eingeladen. STN Atlas, Dasa und neuderdings auch die Stadtwerke sponsern die eifrigen Jugendlichen.

Stadtwerke-Chef Jochum war besonders glücklich, daß auch aus „seinem“Themenbereich ein Landessieger dabei war: Dennis Kuschel von der Hochschule Bremen, 20 Jahre, arbeitet seit Jahren an einer „temperaturgeregelten Kühltasche“mit Peltier-Gerät und elektronischer Steuerung, die auf 0,3 Grad genau die Temperatur korrigiert. Zwei Schüler vom Schulzentrum Bördestraße gewannen die Ausscheidung in Informatik mit ihrem „Drahtknicken im mehrdimensionalen Raum“. Auf der Reha-Messe in Düsseldorf darf Tobias Strenger vom Gymnasium Hermann Böse Straße seine preisgekrönte Entwickung vorstellen: Ein Datenhandschuh erfaßt die Zeichensprache von Taubstummen, ein Computerprogramm übersetzt die Daten in Sprachlaute.

Viele Sonder- und Buchpreise gab es für die systematisierte Neugier der SchülerInnen: Zwei Mädchen vom Ökumenischen Gymnasium testeten Ratten im Labyrinth und stellten fest, daß die Tierchen „offensichtlich Spaß“haben, neue, komplizierte Wege zu erkunden. Robert Lehmann entwickelte Ideen für „Blindensteine“, leicht elastische Orientierungshilfen im Gehweg. Tim Krah (10) vom Schulverbund Lesum stellte durch systematische Beobachtung fest, daß nicht alle Bambus-Pflanzen zur gleichen Zeit blühten und daß auch nicht alle Blühenden sofort abstarben – 1. Preis. Bruder Nils Krah (13) bekam für seine „Sauerstoffproduktion der Wasserpest in Abhängigkeit von der Belichtung“im Lichthof seiner Schule immerhin einen 2. Preis in Biologie. Zwei Schüler der Sek II Bördestraße entwickelten eine „Computermaus auf Fußbetrieb“. Ganz praktisch wollten Marcel Kühne und Nils Hemme (11 Jahre, Schulzentrum Lerchenstraße) nach einer unschönen Situation auf ihrem Mountain-Bike einen Mechanismus entwickeln, mit dem man gleichzeitig bremsen und klingeln kann. Mit einer Radlaufglocke hatten sie das Problem im dritten Anlauf ganz gut gelöst – ein Anruf bei der Poluizei ergab aber, daß die beste Lösung gegen § 64 StVO verstößt.

Entscheidend für die Motivation der SchülerInnen und die Meldung zum Wettbewerb ist die Schule. Lehrer, die Wettbewerbs-SchülerInnen betreuen, hatten meist mehrere Gruppen zur „Jugend-forscht-Familie“gebracht. Einige haben sich da schon im vergangenen Jahr gesehen. Und so dankte Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs den LehrerInnen besonders. K.W.